17.4.2016 – 19.4.2016
Chinatown – das chinesische Viertel in Bangkok, was will man dort, wird man sich jetzt fragen, wenn man gerade aus Hongkong kommt. Doch die Unterschiede sind deutlich zu sehen aber schwer zu beschreiben. Alles ist ähnlich aber doch ganz anders. Die Straßen werden von unzähligen Garküchen gesäumt, die aus dem Straßenbild in Hongkong fast völlig verdrängt wurden. Das Gedränge hält sich in Grenzen, dies ist aber eher dem Sonntag und der frühen Stunde geschuldet.
Eins fällt auf den ersten Blick auf – die Smartphonedichte ist gravierend geringer als in Hongkong.
Die Menschen hier könnten schneller gehen, tuen es aber ob der großen Hitze nicht. Wir finden (mehr durch Zufall) den Wat Mangkon Kamalawat Tempel . Er soll der bedeutendste buddhistische Tempel in Bangkok sein. Danach tauchen wir ein in die Marktgassen in Chinatown. Billige China Plastikware wechselt sich mit Chinaelektronik ab. Natürlich darf auch billige (manchmal die Grenze des Geschmacklosen überschreitende) Fashion nicht fehlen. Wir finden einen Ausgang in eine ruhige menschenleere Straße.
Im vorbeigehen bemerkt die beste Ehefrau der Welt, das wir fast an einem unscheinbaren Aufgang zu einem Schrein vorbei gehastet sind. Wir haben durch Zufall den Sin Pun Tao Kong Schrein gefunden!
In keinem Reiseführer verzeichnet aber doch sehenswert. Man steigt die schmalen Stiegen empor in den 2. Stock und wird von einem Kleinod überrascht. Im krassen Kontrast zur Sinnesüberflutung in den großen Tempeln Bangkoks, stellt sich dieser Schrein weitaus bescheidener dar. Der Zauber der ihn umgibt ist dieser unscheinbaren Umgebung geschuldet.
Auf dem Rückweg zum Anleger können wir noch eine Anhäufung verendeter Nagetiere bestaunen (Ratten) und nehmen dann wieder die orangene Linie zurück zum Central Pier. Der Pool verlangt nach uns.
Für den Nachmittag haben wir eine typische Touristenattraktion auf dem Zettel. Kanaltour (hier Khlong genannt) mit dem Langboot. Für 2 Stunden werden stolze 1500 – 1600 BT fällig (durch 40 Teilen, dann hat man den Preis in Euro). Klingt nach Abzocke – ist es aber nicht. Der Preis ist überall gleich, gerne wird aber auch mal mehr verlangt. Man kann auch kleine Routen für 1000 BT (1 Stunde) oder 1200 BT (1,5 Stunden) wählen.
Wir wollen uns zwei Stunden den Wind um die Nase wehen lassen. In einem dieser typischen Langboote, deren Motor offen am Heck moniert ist und über eine lange Welle die Schraube in das Wasser taucht. Der Kahn kann damit rasante Geschwindigkeiten erreichen und klatscht bei langsamer Fahrt und Wellengang gerne mal heftig auf das Wasser.
Wir beginnen unsere Fahrt am Central Pier und biegen irgendwann hinter dem Wat Arun links in einen Nebenarm ab. Hier beginnt das lange Kanalsystem, was Bangkok auch zu einem kleinen Venedig macht. Gesäumt werden die Kanäle von Industrie und Wohnungen, hier tummelt sich Luxus neben Verfall. Manche Häuser am Ufer verfügen über feudale Ausmaße und einen feinen Anleger, kurz darauf zeigen sich ärmliche Holzverschläge, die vom Verfall bedroht sind, die Stützen, die das Haus tragen oder besser muss man sagen, getragen haben, sind vom Wasser des Kanals zersetzt, manche weggebrochen und das Haus in gefährliche Schieflage geraten. Einige davon werden aufgegeben, andere noch bewohnt trotzt der täglichen Gefahr mit dem geliebten Eigentum im Wasser zu versinken.
Wieder andere Häuser bieten für die vorbeifahrenden Boote (und natürlich für die Langboote der Touristen) Speisen an. Viele Tempel reihen sich in die Bauwerke ein. Man bekommt einen tiefen Einblick in das andere, ausserstädtische Leben in Bangkok. Ein frappierender Kontrast zum chaotischen Stadtleben. Die zweistündige Reise ist jeden Cent wert!
Nach einem netten Dinner in bereits bekannter Umgebung gönnen wir uns noch eine Ölmassage, diesmal in neuer Umgebung, im Nachbarsalon unserer bisherigen Erfahrungen. Die Massage ist gut, der Klimaanlage verhindert aber den vollen Genuss. Entspannte Muskeln werden direkt nach der Lockerung eingefroren und versteifen wieder. Es grenzt an ein Wunder, dass man sich in diesem Laden (speziell in der Kabine direkt unter der Klimaanlage) keine Erkältung einfängt. Das Bett ruft.
Zurück am What Phra Kaew und dem großen Palast. Diesmal hydriert und angemessen gekleidet. Ortskundig umrunden wir die Anlage, nur um festzustellen, dass diesmal dieser Eingang geschlossen ist. Wir trotten zurück zum bereits passierten Zugang. Die ersten Busse, vollgeladen mit Japanern, sind auch bereits eingetroffen. Wir reihen uns in den Menschenstrom ein und betreten endlich das Innere des 94,5 ha grossen Geländes. Besichtigen kann man nur einen kleinen Teil davon (zum Glück!). Wir beginnen mit dem What Phra Kaew, dieser beherbergt in seiner prachtvollen Ordinationshalle den Smaragd-Buddha. Fotografieren ist hier streng verboten.
Die beste Ehefrau der Welt will diese prachtvoll bemalte Halle mit ihrem goldenen Altar und dem hoch über allem schwebenden Buddha, in völliger Missachtung aller Hinweise fotografieren. Sie wird rüde von einem Wächter angeraunzt – „No photo!!!!!“. Einer Japanerin ergeht es noch etwas schlechter. Ihre Actioncam, auf einem kurzen Haltestab angebracht, entreisst ihr der Wächter und versenkt sie in seinem Gewand. Sie bekommt das Gerät zurück aber nur nachdem sie unter den strengen Augen des Gralshüters alle Aufnahmen gelöscht hat.
Die Halle ist dermaßen beeindruckend, dass man eigentlich eine Stunde nur in ihr sitzen kann und offenmundig staunend alles betrachtet. Der Smaragd-Buddha ist eher klein (66cm), aber die Umgebung in der er zur Schau gestellt wird ist einmalig imponierend. Der Altar ist reich verziert und die Wände mit spektakulären Fresken bemalt. . Die Wächtergottheiten am Eingang sind nicht minder bestaunenswert. Die ganze Anlage wird bei unserem Besuch in gleißendes Sonnenlicht getaucht und bringt dadurch ein einmaliges Funkeln hervor.
Der Rest der Anlage ist ebenso sehr sehenswert. Wir werden im großen Palast noch Zeuge der Wachablösung, schleichen mit überfluteten Sinnen durch das Museum und finden uns bald darauf am Anleger wieder. Die orangene Linie nimmt die erschöpften Asienentdecker auf und bringt sie zurück zum Heimatpier.
Nach Pool und Ruhe beschliessen wir am Chinatown-Anleger zu essen. Wir haben beide ein gutes thailändisches Curry bei einem thailändischen Chinesen. Ein schöner aber auch erschöpfender Tag geht zu ende.
Der letzte ganze Tag in Bangkok, Abschied nehmen fällt etwas schwer, zu viel bleibt noch unentdeckt. Es zieht uns noch einmal nach Chinatown, der goldene Buddha mit seiner märchenhaften Geschichte will noch entdeckt werden. Es stellt sich heraus, dass es wenig Sinn macht eine Kamera mitzuschleppen wenn die dazugehörige Speicherkarte im Kartenleser neben dem Computer im Zimmer verweilt.
Aber Chinatown wäre ja nicht Chinatown wenn man solch bedeutungsloses Zubehör dort nicht käuflich erwerben könnte. So führt uns unser Weg unfreiwillig zurück in die Händlergassen. Das Objekt der Begierde ist schnell gefunden und für 4 Euro wechselt eine 16GB Karte den Besitzer.
Wir tasten uns weiter vor in Richtung des noch offenen Ziels und finden unerwartet einen anderen, kaum beachteten Tempel, den Wat Patumkongka Rachaworawiharn. Wir sind die einzigen Besucher (liegt wohl daran, dass er in keinem Reiseführer vorkommt) und schlendern gemächlich in der Morgenhitze durch die Anlage. Nichts spektakuläres, aber bedingt durch die dortige sanfte Ruhe ein angenehmer Platz.
Wir wehren einige aufdringliche Tuk-Tuk-Fahrer ab und bahnen uns den Weg zum 30 Millionen Euro Buddha im Tempel Wat Treimit. Details über die wundersame Verwandlung, Reise und quasi Wiedergeburt sind im vorstehenden Link nachzulesen (lohnt sich!).
Auf dem Rückweg entdecken wir durch einen weiteren Zufall den Wat Samphanthawongsaram Worawihan. Leider gibt es quasi keine Informationen über diese Anlage, ein weiteres Indiz dafür ist, dass wir die einzigen Besucher sind. Die Anlage stellt sich als zweistöckiges Gebäude mit je einer grossen Halle vor, in beiden ist ein Altar platziert mit viel Platz zum Beten davor. Hübsch.
Nach Rückkehr und obligatorischem Bad im Pool, einer ausgedehnten Pause, reichlich Flüssigkeitszufuhr und einem Nickerchen machen wir uns auf zu unserem letzten Abendessen. Es soll typisch Thailändisch sein und so suche ich mit Google-Maps die urige Lokalität Ban Glang Soi heraus. Nicht weit entfernt, auf der anderen Flußseite im Uferviertel.
Wir essen ein sehr leckeres Thai-Curry mit Ente und staunen auf dem Rückweg wieviele interessante Dinge es doch in unserer direkten Umgebung zu sehen gibt, wie z.B. einen sehr kuriosen Mahlzeiten-Pavillon, in dem alles erdenkliche aus der Thaiküche angeboten wird – alles „to go“.
Wir wissen jetzt schon, dass wir wiederkommen müssen in diese faszinierende Stadt mit ihren unendlich vielen Facetten. Die Menschen sind sehr freundlich, höflich und immer mit einem Lächeln bemüht einem zu helfen. Man lernt mit der Zeit die Spreu von dem Weizen zu trennen, lernt zu erkennen wer einem was verkaufen will oder nur geschickt versucht einen Verkaufsdeal bei einem Provision zahlenden Händler einzufädeln. Diese Menschen sind die Ausnahme, den einzigen Schaden den man dabei nimmt, ist die vergeudete Zeit. Sie dagegen schaden all den Einwohnern die ehrlich freundlich sind.
Bangkok ist eine schillernde Metropole mit ca. 8,2 Millionen Einwohnern auf gut 1600 Qudratkilometern (Vergleich Hongkong: 7,1 Mio / 1100 km2). Die Stadt ist sehr weitläufig, man sollte dringend die ausreichend vorhandenen Verkehrsmittel nutzen um sich einen Sonnenstich zu ersparen. Taxis sind billig (auf Taximeter bestehen), Boote auf dem Chao Phraya (der große Fluss durch die Stadt) kosten nur wenige Cent.
Es ist bisher die interessanteste und vielfältigste Großstadt, die wir bisher besucht haben. Wiedersehen garantiert.
Lange Tage und angenehme Nächte.
P.S. Noch ein paar Anmerkungen zu unserer Unterkunft
Unser Zimmer von Dream Apartment Bangkok hat sich als fulminanter Glücksgriff erwiesen. Auf über 60m2 haben wir uns sehr wohl gefühlt. Der Preis von 42,00€ pro Nacht ist für dieses Angebot sehr niedrig angesetzt. Man bekommt einen sauberen Raum in einem exklusiven Condo. Der Pool ist ein Traum, das Personal freundlich und zuvorkommend. Beim Betreten und verlassen des Wolkenkratzers wird einem mit einem freundlichen Gruß die Tür geöffnet und das hauseigene Shuttleboot bringt einen kostenlos an das andere Ufer von wo aus man bestens mit Infrastruktur versorgt wird. Ein Supermark ist in wenigen Minuten erreichbar. Kurzum – Perfekt!