7.11.2105
Isla del Bosque
Nach dem anstrengenden Vortag schlafen wir heute aus. Um 09:00 Uhr frühstücken wir ein letztes Mal mit Bernadete. Der freundliche Geologe, Marcelo, leistet uns Gesellschaft, er fährt heute auch nach Paraguay um einzukaufen.
In Ciudad del Este sind Elektronikartikel für südamerikanische Verhältnisse extrem billig. Die Waren werden direkt aus China importiert oder ins Land geschmuggelt.
Wer jedoch da einkaufen will sollte sehr vorsichtig sein, es werden viele gefälschte Artikel angeboten, bzw. werden funktionierende Geräte vorgeführt und dann Attrappen verpackt.
Marcelo sucht eine Drohne, die ihm das Leben als Geologe erleichtern soll.
Wir packen unsere sieben Sachen in die Rucksäcke und Bernadete bringt uns zum Parkplatz unserer gestrigen Kulturbegegnung. Das Rafain ist auch der Treffpunkt mit unserem Fahrer Peter Gumpp, der uns nach Paraguay bringen soll.
Peter wartet schon auf uns, aber bevor wir aufbrechen verabschieden wir uns noch herzlich von Bernadete.
Bernadete war ein weiteres Highlight als Gastgeber auf unserem Weg durch Südamerika. Sehr freundlich, sehr herzlich und extrem hilfsbereit. Vor allem ist sie sehr verlässlich, immer pünktlich und hat uns mit einem hervorragenden Frühstück versorgt. Es hat uns viel Freude gemacht für kurze Zeit ein Teil ihrer Familie zu werden. Sie gibt uns noch mit auf den Weg, dass wir jederzeit bei ihr vorbeikommen können oder uns melden können wenn wir in der Stadt sind und Hilfe brauchen.
Peter, der sich als waschechter Deutscher herausstellt, verstaut unser Gepäck und dann geht es los. Der Grenzübergang nach Paraguay ist berüchtigt für seine unkalkulierbaren Wartezeiten. Der Weg nach Ciudad del Este in Paraguay führt über eine Brücke, ein einziges Nadelöhr. Gerne wird dann auch noch mal eine Fahrbahn gesperrt und so entsteht ein riesiger Stau. Wir dürfen das Chaos leider live miterleben. Und so stehen wir in einer Reihe mit LKW, die in einem derart jämmerlichen Zustand sind, dass sie bei uns sofort an Ort und Stelle zerlegt würden, damit niemand auch nur einen Meter damit fährt. Quälend langsam schiebt sich die Blechlawine vorwärts. Nach fast einer Stunde können wir uns endlich einen weiteren Ausreisestempel in unsere Pässe drücken lassen, und auch bald darauf zwei weitere Einreisestempel von Paraguay.
Wir sind in Ciudad del Este, und stellen fest, dass es hier deutlich ärmlicher als in Foz do Iguaçu aussieht. Die ganz Stadt sieht aus wie ein riesiger Basar. Überall werden an Ständen Kleidung (meist gefälschte Markenartikel) oder Elektronikartikel angeboten. Peter hält am Straßenrand, wir wollen Geld tauschen. Eine wenig Vetrauen erweckende Gestalt kommt an das Wagenfenster. Peter macht ihm klar, dass wir Geld tauschen wollen und fragt nach dem Wechselkurs für Dollar. Der Kurs ist in Ordnung und wir werden in kürzester Zeit Millionäre, für unsere 400 Dollar erhalten wir 2,2 Millionen Guarani. Der Deal ist abgeschlossen nachdem Peter von jedem 100.000 Guarani Schein das Wasserzeichen geprüft hat.
Wir lassen Ciudad del Este hinter uns und erfahren von Peter viel über das Land und die Leute. Weit gefächerte Sojafelder, die bis an den Horizont reichen fallen uns auf. Hier stand einmal Regenwald, wie überall in Paraguay ist er der Profitgier und der Korruption zum Opfer gefallen. Monsanto und Bayer werben auf riesigen Schildern für ihr genmanipuliertes Saatgut und Pestizide. Diese Gegend wird von den Mennoniten kontrolliert. Ihnen gehören tausende Hektar Land.
Hier ein interessanter Artikel zum Sojaanbau in Paraguay:
http://diepresse.com/home/panorama/welt/1402579/Paraguay-und-die-todliche-SojaLobby
Die gut asphaltierte Strasse 7 geht schnurgerade nach Westen. Wir folgen ihr bis Coronel Oviedo, hier wird aus der 7 die Strasse Nr. 2, die weiter nach Westen bis Asuncion führt. Dies passiert in einem Kreisverkehr in dem die von Norden nach Süden führende Strasse 8 mündet. Damit wären schon alle gut asphaltierten Straßen Paraguays beschrieben. Wir verlassen den Kreisverkehr auf der 8 nach Süden und fahren weiter bis Villarrica.
Hier halten wir an einer Apotheke um etwas gegen den Husten der besten Ehefrau der Welt zu kaufen. Peter schildert kurz Carmens Beschwerdelage und kurze Zeit später ist der gute Mann mit vier Schachteln wieder da. Als er erklärt was er uns da empfiehlt klappen unsere Kinnladen nach unten. Auf dem Tisch liegen ein Antibiotikum, Kortisontabletten, Grippetabletten mit Paracetamol und anderen Wirkstoffen und ein Hustensaft der schleimlösend, hustenstillend und entzündungshemmend wirkt.
Wir verzichten dankend auf die in Deutschland verschreibungspflichtigen Medikamente und kaufen für knapp 3 Euro den Hustensaft.
Es ist schon beängstigend wie hier einem einfachen Husten zu Leibe gerückt wird. Da steht der Wunsch nach Umsatz vor dem Wunsch einer schonenden Genesung.
Peter fährt noch zum Obst- und Gemüsemarkt um einzukaufen, der Einkauf findet bequem aus dem Pickup heraus statt. Fenster runter und am Stand am Straßenrand bestellen was man will und dann wird es durch das Fenster reingereicht. Geldscheine wechseln den Besitzer, und schon geht es weiter.
In Caazapá wird aus der Asphaltpiste eine Lehmpiste. Teilweise wird hier gearbeitet und die Asphaltierung ist in Vorbereitung. Aber noch muss man die staubige, oder bei Regen schmierig rutschige, Sandpiste benutzen.
In Maciel biegt die Straße links ab und kurz danach haben wir unser Ziel erreicht, die Estancia Curuzú. Hier hat Matthias Wagenknecht sein Auswanderparadies geschaffen, die Isla del Bosque. Nach einer ausgiebigen Begrüßung beziehen wir unser Zimmer.
Zum Abendessen gibt es Pizza, gebacken in der Form Südamerikas und Paraguays. Dazu kaltes Bier, was will man mehr. Morgen haben wir frei, bei Felber Forestal wird nicht gearbeitet und so kann auch keine Inspektion stattfinden.
Lange Tage und angenehme Nächte!
Sascha