Nebelschwaden wabern unter der gewölbten Decke, bahnen sich ihren Weg über die gut geheizte Sitzbank um dann durch die nur unzulänglich schliessende Tür nach draussen zu entweichen.
Wir sitzen im Hamam des Isis Spa, auf dem Dach eines malerischen Riads in der Medina von Marrakesch. Der Weg zum Riad und die umliegenden Eingänge lassen nicht vermuten, dass sich hier eine gepflegte Wellnessoase mit freundlichen Mitarbeitern und wohliger Behaglichkeit befindet.
Doch der Reihe nach, wir sind mal wieder (oder sollte ich sagen schon wieder?!) in Marrakesch, gerade mal drei Monate ist der letzte Besuch her, diesmal zusammen mit Freunden die sich die pulsierende Medusa aus tausendundeiner Nacht einmal selber ansehen wollen. Und so zieht unsere kleine Karawane durch die Stadt.
Die grossen Sehenswürdigkeiten sind abgelaufen, die kleinen geheimen Einblicke in diese schillernde Märchenmetropole sind gegeben und nun gilt es sich zu entspannen. Was bietet sich also mehr an als ein Besuch im Hamam?
Afrika enttäuscht uns auf ganzer Linie mit seinem winterlichen Wetter. Klimaerwärmung? Fehlanzeige! An manchen Tagen erreichen die Temperaturen nicht mal 17 Grad. Demzufolge ist richtig durchwärmen durchaus angezeigt.
Man betritt den Isis Spa durch eine unscheinbare Riadtür und gelangt in den großzügigen Patio, in der Mitte ist ein blütenbedecktes Wasserbecken platziert und in den umliegenden Zimmern befinden sich die Umkleidekabine, Behandlungs- und Ruheräume.
Ein freundlicher Mitarbeiter führt uns in die Umkleide, dort liegen für jeden in einem abschliessbaren Fach Bademäntel, Handtücher und Badeschuhe parat. Es ist hier nicht üblich sich nackt behandeln zu lassen. Frauen tragen einen Bikini und die Männer eine Bade- oder Unterhose. So ausgestattet werden wir von zwei jungen arabischen Schönheiten auf das Dach des Riads geführt.
Dort geht es in den Hamam, die Schwitzkammer, Tepidarium oder auch Dampfbad. Wir werden mit heissem Wasser aus Kübeln übergossen, mit öliger Seife eingerieben, und bedampft. Die Frauen werden aufgefordert sich auf die Sitzbänke zu legen und wir Männer beobachten das Folgende sitzend aus sicherer Entfernung.
Die zwei Hamammeisterinnen ziehen sich einen Handschuh über die zarten Hände und beginnen umgehend damit den Mädels die Haut vom Fleisch abzutragen. Diese Handschuhe sind so rau wie 80er Schleifpapier und dienen dazu den Körper von alten verbrauchten Hautschichten zu befreien.
Erstaunlich was sich da so abschält. Etwas beeindruckt vom Gesehenen versprechen wir Männer uns nicht zu schreien wenn der Handschuh auf uns zu wüten beginnt.
Auf den ausdrücklichen eigenen Wunsch hin wird den Damen auch noch das Gesicht abgeschmirgelt. Zu guter Letzt wird das überschüssige Hautmaterial mit einigen Eimern Wasser fortgespült.
Wir Männer stehen das Ritual tapfer durch, kein Laut kommt über unsere Lippen. Die letzten Fetzen meine Sonnenbrandes auf meinem kahlen Haupt sind vermutlich jetzt auch entfernt.
Die beiden Marokkanerinnen sind durchaus mit Humor ausgestattet, sie fragen ob ich auch eine Shampoo-Behandlung wünsche und spielen damit auf mein fehlendes Haupthaar an. Als ich lache und verneine zeigen sie auf meinen schmalen Kinnbart und offerieren mir nun diesen einzushampoonieren.
Eine der orientalische Schönheiten hat eine riesige Freude daran mir über mein haarloses Haupt zu streichen, wahrscheinlich gibt es im Islam einen ähnlichen Brauch wie im Buddhismus in dem es ja Glück bringen soll dem Buddha über den Kopf zu streicheln.
Wir bekommen eine kurze Erholungspause bevor wir mit einer braunen öligen Masse eingerieben werden. Marokkanische Heilerde vermute ich mal. Diese darf dann noch einwirken bevor die Dusche in Gang gesetzt wird um uns von der braunen Masse zu befreien.
Das Ritual dauert gut 45 Minuten und ihm folgt der krönende Abschluss in einer einstündigen Massage. Die Therapeutinnen die uns Männer behandeln sind robust und Meisterinnen ihres Handwerks. Auch die Frauen sind mit der einstündigen Behandlung sehr zufrieden.
Der Ausklang dieses schönen Erlebnisses findet im Ruheraum statt. Der als künstlicher Kamin getarnte Heizlüfter nervt ein wenig mit seinem Geklapper aber stört den Gesamteindruck nicht im geringsten. Ein frischer Tee wird uns gereicht und wir dösen vor uns hin.
Nach etwas über zwei Stunden endet unser Besuch. Die Kosten sind durchaus überschaubar. Rund 38 Euro pro Person kostet das Vergnügen. Somit eine klare Empfehlung für das Isis Spa in Marrakesch!
Alle Sehenswürdigkeiten wurden ja schon beschrieben. Hier gibt es nichts neues zu berichten. Dennoch hat diese Stadt nicht von ihrem Reiz auf uns eingebüsst. Lediglich Wolfgang und Ramona werden wohl nicht wiederkommen. Wir schon.
Lange Tage und angenehme Nächte!
Sascha