Marrakesch III

Wieso zur Hölle jetzt schon wieder Marrakesch? Ich dachte erst im März wieder, mit euren Freunden?!“
So schallt es uns häufiger in letzter Zeit entgegen.
„Ganz einfach“ antworten wir.“Weil wir Ryanair auf den Leim gegangen sind!“.

Und so ist es auch, kurz vor Weihnachten kommt eine Mail von besagtem Billigflieger der uns Flüge im Januar für knapp 25 Euro nach Marrakesch anbietet. Wie soll man da noch nein sagen können. Wir greifen also zu und buchen noch Koffer und Priority hinzu und bezahlen am Ende gut 170 Euro für zwei Personen hin und zurück.

Bei unserem letzten Aufenthalt haben wir ein nettes Hotel ausfindig gemacht, das nahe zum Jamaa El Fna liegt und nur 40 Euro pro Zimmer und Nacht kostet.
Unsere Anfrage per Mail wird schnell bestätigt und der Preis sinkt auf Grund unserer Reisedauer auf 30 Euro pro Naht – Ideal! Der nette Mokhtar aus dem Hotel Wissam bittet uns noch ihn eine Woche vor Abflug zu kontaktieren und ihn an den Transfer (soll auch nur 10 Euro Kosten) und die Buchung zu erinnern.

Gut eine Woche vor dem Abflug…….

Auf unsere freundliche Erinnerungsmail an Mokhtar und das Hotel Wissam erhalten wir keine Antwort. Auf zwei weitere Mails an den darauf folgenden Tagen auch nicht. In der vierten Mail stornieren wir unsere Buchung.

Es gibt schlimmeres, man könnte z.B. keinen Reisepass haben, ich nenne aber zum Glück ein nagelneues Exemplar mein Eigen und Isi ist weit weg.
Kurzentschlossen greife ich auf airbnb(LINK) zurück und buche im Handumdrehen das Riad Dar Zouar bei airbnb. Preis – auch 30 Euro pro Nacht und dazu noch Frühstück inklusive. Der Flughafentransfer kostet hier 15 Euro, was aber zu verschmerzen ist.

Sonntag 18.1.2015 – Montag 19.1.2015

Unspektakulärer Flug, perfekter Transfer – wir sind da. Das Riad Dar Zouar liegt im Norden der Medina, nah dem Bab Zickzackdingens hinter dem der verrückte Flohmarkt beginnt von dem es ausgiebige Berichte vom letzen Aufenthalt gibt. Der Weg zur Riadpforte ist etwas verwinkelt und nicht leicht zu finden. Von daher hat sich der Transfer schon bezahlt gemacht. Das Riad selbst ist teilweise etwas renovierungsbedürftig. An manchen Stellen blättert der Putz und die eine oder andere Wand ist etwas feucht (es hat hier viel geregnet in letzter Zeit). Aber es ist alles sauber und Amina und Samad sind sehr nett. Samad kann sogar Englisch! Amira leider nur arabisch und französisch. Wir verständigen uns mit etwas arabisch und noch weniger französisch mit ihr.

Der Hunger treibt uns aus dem Riad, auf die Gefahr hin uns zu verirren wagen wir uns in die Gassen und speisen an einer kleinen Grillstation. Spieße mit Gehacktem, Saucen, Zwiebeln, Brot und Oliven gleiten die Kehle hinab. Der Geldbeutel wird dadurch nicht viel leichter – für die zwei Portionen werden 40 DH fällig (keine 4 Euro!).

Am nächsten Tag treffen wir beim Frühstück weitere Mitbewohner, ein älteres Ehepaar aus Wales stellt sich uns vor. Angeregt unterhalten wir uns über Marokko und seine Königsstädte. Die beiden fahren heute noch mit dem Zug nach Rabat um von da aus eine einwöchige Rundreise zu starten. Sie legen uns das Essen im Riad ans Herz, Amira soll eine super Köchin sein.
In einem Anfall geistiger Umnachtung glauben wir zwei Engländern, die ein Essen empfehlen (wahrscheinlich nehmen wir demnächst auch Ratschläge von Blinden zu 3D-Filmen an) und bestellen für den Abend das Essen inklusive einer Flasche Wein. Der Spaß soll irre 17 Euro pro Person kosten – ohne den Wein.

Später sehen wir noch kurz ein spanisches Pärchen das auch im Riad wohnt und uns am Tag darauf auch verlassen wird.
Für den ersten Tag steht die Medina auf dem Programm. Der Himmel ist bedeckt und Regen fällt hin und wieder. Erstaunlich gut finden wir den Weg zum Platz der Gehängten, etwas trostlos liegt er da, im Regen, fast wie ausgestorben. Uns zieht es in den Souk, wir besuchen unseren Lederdealer, der im September meine Hose massgeschneidert hat. Eine Hose ohne Jacke ist ja irgendwie nichts wert – oder?! Und da ja die beste Ehefrau der Welt und ich demnächst gemeinsam wie Dennis Hopper und Peter Fonda (ok dann eben Jane Fonda) in Easyrider in den Sonnenuntergang mit unseren Motorrädern fahren wollen, lassen wir uns identische Jacken anfertigen. Ihre in schwarz meine in Braun, ansonsten genau gleich (ok abgesehen von der Größe).

Mittwoch sollen sie fertig sein – wir verlassen voller Vorfreude den Souk und begeben uns zum Mittagessen an den Stand, an dem wir im September für 1 Euro leckere Merquez im Brot mit Spieglei und Gemüse verspeisten. Der Stand steht an Ort und Stelle, Merquez sind auch da – wir bestellen. Ich bin etwas verwirrt als der junge Mann 40 DH haben will, was dann eben 2 Euro pro Portion entspricht. Auf meine Frage, wie es denn sein kann, dass sich der Preis von September bis Januar verdoppelt hat, wird mir beschieden, dass sich die Menge auch verdoppelt hätte. Ganz ohne eine Portion Verlegenheit kommt dem Guten das dann doch nicht über die Lippen. Ich lache und bezahle – für dieses mal. Wenn wir während unseres Aufenthaltes noch mal wiederkommen sollten bestelle ich dann gleich für 10 DH pro Portion – mal sehen wie viel es dann ist!

Wir schaffen es mit ein paar Umwegen unser Riad wiederzufinden und relaxen bis zum Abendessen im Zimmer, welches wir glücklicherweise elektrisch beheizen können. Um 19:00 Uhr ist es soweit – das drei Gänge Menü wir serviert. Vorweg Brot mit zwei verschiedenen Pasten (Artischocke und Tomate-Bohne), die wirklich gut geschmeckt haben, dann eine grosse Tanjine mit Lamm, Zwiebe, Erbsen und Artischocke. Das Hauptgericht ist ok, mehr aber auch nicht, da haben wir für viel weniger Geld schon viel besser gegessen in Marrakesch! Der Nachtisch, bestehend aus Joghurt mit Erdbeeren ist aber dann versöhnlicher Weise wieder sehr gut.
Alles in Allem sicherlich keine 34 Euro wert, aber doch essbar. Der Wein ist ok, was er kostet werden wir dann am letzen Tag erfahren, wenn die Rechnung die Wahrheit enthüllt.

Dienstag 20.1.2015 – Mittwoch 21.1.2015

„Der französische Künstler Jacques Majorelle (1886–1962) vereinte die auf seinen Reisen durch alle Kontinente gesammelten exotischen Pflanzen in diesem wunderschönen Garten, den er 1947 für die Öffentlichkeit zugänglich machte. 1980 erwarben der in Oran geborene Modeschöpfer Yves Saint Laurent und dessen Lebensgefährte Pierre Bergé die Gärten. Vor der umfassenden Renovierung im Jahr 2000 war dieser beinahe mystisch schöne Platz kaum bekannt. Heute drängelt sich schon am späten Vormittag eine Unmenge an Touristen auf den schmalen Wegen – ein früher Besuch ist deshalb ratsam.“

So steht es im Reiseführer City Trip Marrakesch – und es stimmt alles. Wir sind weit ausserhalb jeder Saison und auch relativ früh im Garten, dennoch ist dieser gut gefüllt. Der Garten ist ein faszinierender Ort der Ruhe mit Pflanzen aus aller Welt. Der Besuch im Berbermuseum, das im Park liegt, ist für den Preis von 25 DH lohnenswert. Der Park scheint zudem auch eine Pilgerstätte für gleichgeschlechtliche Paare zu sein, diese sind hier überproportional vertreten. Wer Marrakesch besucht, sollte diesen Ort unbedingt gesehen haben. Schade, dass wir drei Besuche gebraucht haben um ihn für uns zu entdecken.

Jacques Majorelles Park liegt am Rande von Guéliz, also der Neustadt. Da wir die letzen Aufenthalte immer der Medina gewidmet haben, beschliessen wir nun dem neuen Marrakesch auch eine Chance zu geben. In diesem Stadtviertel tummelt sich die Oberschicht. Quasi alle gängigen Modelabel sind mit Boutiquen vertreten und auch der amerikanische Gourmettempel mit dem grossen M auf dem Dach ist hier zu finden. Die Preise sind auf europäischen Niveau und wie auch bei uns lockt zur Zeit der grosse Winterschlussverkauf mit Rabatten von bis zu 70%.

Der Unterschied ist, dass die Läden nicht so überfüllt sind wie bei uns. Hier ist mehr die Upper Class unter sich. Wir verlassen auch schnell wieder dieses sauber herausgeputzte Schickimickiviertel und streifen noch kurz den El Harti Garten, geniessen die Ruhe dort und entschwinden dann entlang der Avenue Mohammed V in Richtung Medina. (Natürlich nicht ohne dem Supermarkt einen Besuch abzustatten und uns mit Wein, Bier und Salami zu versorgen.)

Der Nachmittag führt uns wieder in die quirligen Gassen der Medina. Durch Zufall finden wir einen lange gesuchten Verkaufsstand wieder. Hier gibt es echte Antiquitäten und auch jede Menge Ramsch. Es gelingt mir zwei Feuerzeuge (eins vermeintlich von Zippo) und eine sehr alte Berber-Ledertasche zu ergattern. Das die Tasche älter als 100 Jahre sein kann bestätigt uns anschliessend unser Lederdealer bei dem wir zufällig vorbeikommen.

Diesmal ist auch der Chef da, der im September unbedingt meine Schuhe wollte, Er soll auch diesmal nicht leer ausgehen, ich tausche meine Turnschuhe gegen einen saftigen Rabatt auf eine Lederaktentasche die ich jetzt für sagenhafte 300 DH erstehe. Wir deponieren alles im Büro unseres Lederfreundes und verlaufen uns erstmal wieder auf das Gemeinste auf unserem Heimweg. Im Riad steht Sonnen auf dem Programm, wo das alte Luder doch jetzt endlich scheint.
Der Abend klingt mit Wein, Brot und Salami aus – das Bier habe ich leider Mittags schon vernichtet.

Der Mittwochmorgen führt uns in das jüdische Viertel Mellah. Der Einstieg ist etwas versteckt und die Straßen sind hier, anders als in der Medina gerade und im rechten Winkel angeordnet. Auffällig ist auch das soziale Gefälle zur restlichen Medina. Die Strassen sind schmutzig, die Menschen oft auch und obendrein noch schlecht gekleidet. Touristen sucht man quasi vergeblich. In einem kleinen Shop erstehen wir wundersame Kristalle die in Wasser gelöst wie starkes japanisches Heilpflanzenöl duften. Einige wenige Kristalle in den Tee (den uns der freundliche alte Herr im Shop serviert) gegeben machen sofort die Nase frei. Wir kaufen ohne zu sehr zu handeln. Hier ist geben seliger als nehmen.

Der nette Herr weist uns den Weg zum jüdischen Friedhof. Am Eingang fragt mich ein netter Mann ob ich Jude wäre, als ich verneine erklärt er mir, das ich aus Respekt vor den Toten eine Kippa tragen soll. Ich sehe fortan aus wie Anton aus Tirol und wir betreten diesen surrealen Ort der Toten.
Die Gräber sind quasi wild verstreut, manche in einem beklagenswerten Zustand und dem Verfall preisgegeben, andere recht gut erhalten und auch wenige neueren Datums sind dabei. Die meisten Gräber sind mit Ziegelsteinen errichtet und einfach verputzt worden, sie tragen meistens auch keine Inschriften. Andere haben eine Marmorplatte mit Inschriften oder sind komplett aus Marmor. Wir sehen überwiegend Gräber aus den Jahren 1920 – 1950. Die Verstorbenen sind meist nicht alt geworden, viele starben im Alter von 17-25 Jahren.

Beeindruckend ist diese vollständige Stille an diesem Ort, völlig abgeschnitten ist der Lärm und das hektische Treiben der Medina.
Am Ausgang erklärt uns der freundliche jüdische Friedhofswächter, dass die Juden in Marrakesch sehr arm waren und unter Mangelernährung litten. Meist wurde sich nur von Brot und Wasser ernährt, Krankheiten waren an der Tagesordnung und so wurden nur wenige wirklich alt.
Wir bedanken uns mit einer Spende von 100 DH für die Erläuterungen und kehren langsam zurück zur Medina, essen in unserem „Stammlokal“ eine Tajine und kehren zielstrebig zum Riad zurück, zumindest so gut wie das eben geht.

Um 17:00 Uhr sind wir im Leder-Souk verabredet, um unsere Schätze einzusammeln, ausgerechnet jetzt verlaufen wir uns zum ersten Mal auf dem Weg in die Medina, wir schaffen es aber noch so gerade pünktlich an unser Ziel. Die bestellten uns massgefertigten Lederjacken sehen toll aus, wir liefern Turnschuhe und tauschen noch einen Pullover gegen eine Bauchtasche. Zudem versprechen wir noch Birkenstock-Sandalen und Turnschuhe in Größe 41 im März mitzubringen. Inshallah!

Zurück wollen wir erstmals ein Taxi nutzen, wir kehren also zurück zum Jamaa El Fna und begeben uns zum Taxistand. Aus der Infomappe im Riad wissen wir, dass eine Fahrt am Abend zum Jamaa El Fna 15 DH kosten darf. Wir werden, kaum das wir nur in die Nähe eine Taxis kommen, sofort angesprochen ob wir ein Taxi benötigen. Ich nicke. Wir sollen einsteigen. Ich verneine. Ich nenne unser Ziel und ich will den Preis wissen. 60 DH flötet der Gute. Ich lache ihn aus und sage ihm das ich bereit währe 15 DH zu zahlen. Er geht runter auf 50 DH, dann auf 40 DH, dann zischt er verärgert ab. Kaum das er weg ist bietet sich ein Ersatz an. Dieses Exemplar fängt bei 50 an und dematerialisiert bei 30 DH. Jetzt reicht es uns erstmal und wir gehen ein paar Meter weiter. Das Spiel wiederholt sich noch zweimal. Keiner der Herren würde auf die abstruse Idee kommen und uns anbieten seinen Taximeter zu benutzen (der würde noch weit unter 15 DH stehen bleiben), stattdessen wird uns erzählt, dass die Fahrt ja bis kurz vor das Ende der Welt gehen würde und der völlig überteuerte Preis daher rühren würde.

Mal ehrlich, es geht uns echt nicht um die 3 Euro, aber es geht uns um das Prinzip! Ich sage dem Letzten, dass er sich selber verarschen kann und das wir lieber zu Fuß gehen würden als jemals in so ein Taxi zu steigen.
Wir gehen an diesem Tag 18.468 Schritte – Taxi fahren wir in Marrakesch nicht! Niemals!

Donnerstag 22.1.2015 und Freitag 23.1.2015

Amina ist seit gestern verschwunden und wird von einer robusten Nachfolgerin vertreten, und Samad entschuldigt sich für seine häufige Abwesenheit und erklärt uns, dass seine Schwester an Krebs erkrankt ist und jetzt im Krankenhaus liegt. Das Riad haben wir seit Dienstag für uns alleine und so freut es ihn, dass wir keine Nachtschwärmer sind und er auf uns warten muss. Sobald wir zurück sind verlässt er das Riad und besucht seine Schwester. Die Abwesenheit von Amina, die wir als seine Frau identifiziert haben, erklärt sich auch bald. Sie steht kurz vor der Entbindung. Der arme Samad ist im Dauerstress, zumal es sein erstes Kind ist.

Wir streifen heute ziellos durch die Gassen, nehmen uns endlich mal die Zeit den Garten um die Koutoubia herum zu besichtigen, und kaufen noch ein paar Kleinigkeiten ein, die unsere Lieben zuhause bestellt haben. Im Riad halten wir daraufhin etwas Mittagsruhe und wollen dann völlig ausgehungert etwas in unseren Magen befördern. Mir steht der Sinn nach Pizza. In unmittelbarer Nähe findet sich leider nichts und wir schlängeln uns immer weiter vor bis zum Jamaa El Fna, nicht ohne mehrfach lautstark auf tolle Angebote in Restaurants aufmerksam gemacht zu werden, die uns aber nicht interessieren.

Jetzt ist es ja bekanntlich so, dass wenn mich der Hunger zu einem bestimmten Grad übermannt hat, meine Laune proportional dazu sinkt (ok logarithmisch wäre ehrlicher). Sie ist also schon unter den Nullpunkt gefallen als wir am Platz der Gehenkten uns dazu entschließen dem aufdringlichen Werben eines „Einweisers“ stattzugeben und uns auf die Plastikstühle niederzulassen die in 2 Reihen vor und hinter einem Tisch stehen. Carmen setzt sich neben mich. Der Einweiser meint es wäre besser wenn wir gegenüber sitzen. Wir ignorieren ihn. Kaum das er verschwindet kommt der Kellner und besteht lautstark darauf, dass wir Visavis zu sitzen hätten. Ziemlich dumm einem ausgehungerten Löwen aufs Maul zu hauen. Ich springe auf, gebe mit deutlichen Gesten zu verstehen, dass er sich die Speisekarte und sein Essen in eine Körperöffnung seiner Wahl stecken kann und wir verlassen den Imbiss.

20 Meter weiter dürfen wir uns dann sogar zu zweit an einem Vierertisch niederlassen. Ich bekomme die ersehnte Pizza und Carmen ein Couscous mit Huhn. Die Preise sind sehr moderat und die Qualität ist völlig in Ordnung. Für das Essen und zwei Gläser frischen Orangensaft zahlen wir 8 Euro.

Die Lokale im Osten des Jamaa El Fna sind also durchaus empfehlenswert, so man sich seinen Sitzplatz selber aussuchen darf.
Meine Zufriedensheitskurve ist analog zum Sättigungsgefühl wieder gestiegen und wir lassen die Taxis einmal mehr links liegen und kehren per Pedes zurück zum Riad. Wir wählen die Route aussen um die Gassen herum, ist ein Stück weiter, aber effektiv doch kürzer, weil man sich nicht dreimal verläuft.

Unser Abendessen besteht wie die Abende zuvor aus Brot, Salami und Wein.

Es ist Freitag, Sonne ist angekündigt und eine französische Familie mit zwei Kindern und zwei Grosseltern bevölkern unser Riad. Thierry schaut immer mal wieder vorbei und erkundigt sich nach unserem Wohlbefinden.
Wir besuchen heute die Menara Gärten, die gut vier Kilometer vor den Toren der Medina liegen, direkt neben dem Flughafen. Ich überwinde meine Taxi-Allergie und wir gönnen uns für 50 DH die Fahrt vor die Stadt. Der Dacia in dem wir sitzen weist einen Kilometerstand von 358.000 auf! Wir kommen trotzdem sicher an.

Der Regen der letzten Tage hat die Luft reingewaschen und beschert uns einen spektakulären Blick auf das Atlasgebirge. Die Gärten wurden vor Jahrhunderten angelegt und bestehen vorwiegend aus Olivenbäumen. In der Mitte befindet sich ein Pavillon und ein grosses Wasserbecken in dem Wasserspiele aufgeführt werden. Von der eigens dafür errichteten Tribüne hat man einen guten Blick auf die Berge und auch auf die Stadt. Hier flanieren viele einheimische Jugendliche Hand in Hand und tauschen auch im Schutze der Tribüne die eine oder andere Zärtlichkeit aus.

Den Rückweg legen wir zu Fuß zurück und wir essen noch mal im gleichen Restaurant wie gestern zu Mittag.
Auf dem Rückweg entschliesse ich mich bei einem Barbier eine Rasur zu wagen. Wir betreten den Laden in dem gerade noch ein junger Mann einen grossen Teil seines Haupthaares verliert. Danach bin ich an der Reihe und begehe den blödesten Fehler schlechthin im Orient – ich vergesse vor der Dienstleistung nach dem Preis zu fragen und zu verhandeln. Der Meister der Klinge macht sich ans Werk und desinfiziert das Messer mit Alkohol um diesen dann zu entzünden. OK – die Viren und Bakterien sind jetzt tot, ich hoffe das der Messerschwinger nicht schon immer mal so einem elenden Ungläubigen die Kehle aufschlitzen wollte und verkrampfe innerlich etwas.
Nach gut zehn Minuten ist die Prozedur überstanden und der Scharlatan zieht mir 50 DH aus der Tasche. Da fühlt man sich doch gleich zweimal rasiert!

Nachmittags sonnen wir uns auf dem Dach unseres Riads bevor wir uns doch noch mal aufraffen um in die Stadt zu schlendern und auf dem Jamaa El Fna zu essen.
Die Strassen sind erstaunlich leer und die Händler wirken alle träge. Selbst auf dem Jamaa El Fna geht irgendwie alles langsamer, wenn nicht sogar lethargisch ab.

Wir setzen uns an einen Stand und werden direkt wieder gebeten doch gegenüber zu sitzen, damit mehr Leute aufschliessen können. Die Bitte des Standpersonals ist völlig nachzuvollziehen. Es herrscht ein grosser Andrang, von gut 80 Sitzplätzen sind bereits 2 belegt. Ich sage, dass wir nebeneinander sitzen wollen und der Kellner akzeptiert es nun auch. Ich möchte Fleischspieße bestellen, die es üblicherweise in Lamm, Huhn und Gehacktem gibt. Der Master of Lamm und Huhn sagt wir sollen Mixed bestellen, was bedeutet, dass es von jeder Auswahl zwei Spieße gibt, allerdings zu einem dreifachen Preis als wenn man nur Huhn, Lamm oder auch Gehacktes bestellt. Ich sage nochmal recht deutlich, dass wir nur Huhn wollen. Nun wird uns erklärt, dass es die Einfachauswahl nur mit Leber gibt und das wäre überall so – auf dem gesamten Platz! Wir stehen auf und gehen.

Drei Meter weiter am nächsten Stand lassen wir uns wieder nieder und bekommen was wir wünschen. Es ist wirklich seltsam. Wir wissen nicht ob es daran liegt, dass es Freitag ist (der islamische Sonntag) oder ob der Regen der letzten Tage dem einen oder anderen nicht bekommen ist, aber alle wirken extrem lustlos. Selbst der Süßigkeitenverkäufer mit dem Wagen No.1 hockt lustlos auf eine Bank und bietet niemandem seine Waren feil. Wir essen auf und irren heim.

Samstag und Sonntag 24.1.2015

Unser Abschied aus dem trüben und doch etwas nasskalten Marrakesch fällt uns nur bedingt schwer. Zum Einen sind wir ja bald zurück und zum anderen liegt diese winterliche bleierne Schwere über der Metropole aus tausendundeiner Nacht. Wir haben dennoch viele neue Eindrücke sammeln können und kennen uns mittlerweile doch halbwegs gut aus in den verwinkelten Gassen, die ihre Meschenströme gerne mal an Stellen ausspucken die denselben gänzlich unbekannt sind. Es bleibt festzustellen, dass Marrakesch im Winter quasi eine light Version seiner selbst ist. Nicht so geruchsintensiv, nicht so hektisch, nicht so laut aber auch nur halb so abenteuerlich. Bis neulich.

Lange Tage und angenehme Nächte

Sascha

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