Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem kurzen Meeting mit unserem lokalen Reiseleiter, bei dem wir eine Zweitagesreise durch das Land buchen, machen wir uns zu einem Spaziergang auf, der uns am Strand entlang nach Port el Kantaoui führt. Der Strand ist fast menschenleer, wir treffen zwei einheimische Angler, zwei Menschen in Neoprenanzügen,die Tintenfische an einer Angelschnur hinter sich her ziehen
Warum immer nur mit dem Hund an der Leine spazieren gehen?
und natürlich die obligatorischen Strandhändler, die vergeblich versuchen uns Obst oder sonstigen Nippes anzudrehen. Port el Kantaoui ist ein schöner kleiner Yachthafen mit vielen schicken Booten. Es sieht alles sehr modern und neuzeitlich aus, was wohl daran liegt, dass dieser Ort erst zum Ende der 70er Jahre errichtet wurde.
Wir schlendern durch den Hafen, widerstehen allen Versuchen der Souvenirhändler uns in ihre Geschäfte zu locken und machen uns über die Hauptstraße zurück auf den Weg zu unserem Hotel, nach gut 1,5 Stunden sind wir wieder da. Zeit zum Mittagessen. Die Auswahl ist riesig und die Qualität der Speisen super. Nach soviel Anstrengung haben wir einen Mittagsschlaf verdient. Danach sonnen wir noch ein wenig auf dem Balkon, herrlich diese Wärme, nach minus zwölf Grad daheim nun in der Sonne geschätzte plus vierundzwanzig Grad.
Wir erkunden noch ein wenig das Hotel und entdecken das „Wellness Center“. Umgehend wird ein Termin für den Nachmittag vereinbart. Wir folgen der Empfehlung der Empfangsdame und buchen ein Paket. Sauna, Peeling, Algen und Ganzkörpermassage. Preis pro Person – 30 Euro. Um 16:00 Uhr beginnt unser Abenteuer. Die Empfangsdame weist uns eine stämmige Araberin zu, die auf den Namen Fatma hört. Carmen wird sie schon bald „Befehlseysche“ nennen.
Sie nimmt uns mit zur Sauna, befiehlt knapp und kurz: „Pants off and Shirt“. Sie nimmt unsere Sachen stopft sie in einen rostigen Spint und erklärt uns kurz und knapp was wir zu tun haben:“First Sauna, five minutes, then shower, hot, then Sauna, in ten or fifteen minutes I back, go Sauna“. Schmunzelnd folgen wir ihren Anweisungen und betreten die leicht marode Sauna. Man muss sich einen Raum vorstellen, in dem zwei Saunakabinen stehen, die nicht bis unter die Decke reichen, dazu zwei Duschen, an der einen ist der Halter zum Aufhängen des Duschkopfes abgebrochen, die andere ist halbwegs intakt. Zwischen Sauna und Duschen steht noch eine klapprige Holzliege. Das alles auf ca. 15 m².
Wir betreten also unsere Traumsauna, über den unebenen Boden mit einigen losen Brettern gelangen wir zu den Bänken. Wir wollen ganz oben sitzen, das machen wir immer so in der Sauna, und das wird uns beinahe zum Verhängnis. Getarnt durch ein Handtuch kann man die durchhängenden Lattenroste nicht erkennen. Wir merken es gerade noch rechtzeitig bevor wir uns komplett niederlassen und durchbrechen. Das ganze hat natürlich seinen Sinn, wären die Latten nämlich sitzfest, könnte man sich ja auch bequem mit dem Rücken anlehnen, was aber nur dazu führen würde, dass man sich mit dem Rücken in zwei rostige Nägel lehnte, die als Erinnerung an die oberste Querlatte der Rückenlehne geblieben sind. Wir schwitzen und duschen also wie befohlen.
Nach etwa zwanzig Minuten kehrt Fatma zurück. Sie befiehlt Carmen auf die Liege mit einem donnernden:“Face down!!“. Ich muss weiter schmoren. Fatma entreißt Carmen ihr Bikinioberteil und beginnt mit einem Peelinghandschuh und viel Seife ihre Rückseite einzureiben. Ich hören den kurzen Befehl:“Back!!“. Die andere Seite ist dran. Dann ertönt ein kurzes:“Go shower!“ und Carmen muss duschen, ich schwitze weiter, wegen der Hitze oder vor freudiger Erwartung? Wahrscheinlich beides.
Während Carmen duscht wird auf die Liege eine Celluphanfolie gelegt, Carmen darf darauf Platz nehmen. Nun wird sie mit Algen eingerieben, beide Seiten, mit den üblichen Befehlen, ich schwitze immer noch. Zuletzt wird die Folie um ihren gesamten Körper gewickelt und der Befehl:“Sauna!!“ ertönt wieder, Carmen fragt höflich :“How long?“,“Sauna!!!!!“ ist die Antwort! Carmen gehorcht und es ist an mir die Prozedur über mich ergehen zu lassen. Irgendwann sitzen wir dann beide eingepackt in Folie nebeneinander und schwitzen. Fatma reißt die Saunatür auf und befiehlt Carmen zu duschen. Danach bin ich dran, wir werden in ein paar kratzige Bademäntel gepackt und in die Massageabteilung geführt, in der es gefühlte zehn Grad hat nach der Hitze in der Folie.
Wir bekommen jeder eine Masseurin zugewiesen und werden in winzigen Kabinen auf leicht abgenutzten Liegen massiert. Bis auf die etwas Kühle Raumtemperatur ist die Massage für uns beide sehr angenehm. Zufrieden und belustigt über dieses Abenteuer werden wir noch einmal zu Fatma geführt, die uns unsere Sachen wieder aushändigt. Sie reckt zum Abschied den Daumen nach oben und brüllt in meine Richtung:“Chef ok!“.
Lachend und öltriefend gehen wir zu unserem Zimmer. Wir baden und genießen ein ausschweifendes Abendbrot um uns dann erschöpft der Nachtruhe hinzugeben. Diese wird mehrfach unterbrochen, da immer wieder Karavanen durch den Flur vor unserem Zimmer ziehen. Was soll’s, man schläft auch wieder ein.