Dienstag, 9. September 2014
Nach einer durchwachsenen Nacht frühstücken wir gemütlich auf dem Dach unseres Riads. Wir überzeugen Sanaa sprachgewand mir ein Spiegelei zu braten, was auch umgehend von ihr erledigt wird. Zu den von ihr bereitgestellten Omelettes und Pfannkuchen mit Brot und Marmelade addieren wir noch unsere Beute aus dem Supermarkt und frühstücken wie die Könige. Der Kaffee schmeckt herrlich und der frisch gepresste Orangensaft ist eine Wohltat.
So gestärkt fühlen wir uns bereit für eine weitere Runde in den Souks. Ledereinkäufe stehen heute auf unserer Wunschliste. Zwar verpassen wir beim ersten Anlauf die Ledergeschäfte, aber das irritiert uns nicht wirklich, wir lassen uns durch die Gassen treiben und richten uns nach meinem Orientierungssinn (funktioniert sogar halbwegs).
Irgendwann stehen wir wieder auf dem Jaama El Fna und wagen einen zweiten Anlauf für unsere geplanten Einkäufe. Diesmal sind wir richtig und wir lassen die Spiele (Feilschen bis der Arzt kommt) beginnen. Wir suchen einen Laden aus in dem das Angebot den Vorstellung von Caro entspricht.
Eine Handtasche ist das Ziel der Begierde. Der junge Mann hat dann aber doch nicht das hundertprozentig zutreffende da, verspricht aber es in fünf Minuten zu besorgen. Er verschwindet und überlässt uns seinen Laden. Als er zurück ist hat er ein schönes Stück dabei, es wird also Zeit nach dem Preis zu fragen und unsere Arabischkenntnisse zu vertiefen und zu testen.
Der Händler eröffnet die Runde mit 450DH für die Handtasche, ich täusche einen Herzanfall vor und bitte ihn auf Arabisch den Preis zu senken. Er fragt, was ich mir denn vorstelle, ich bin bereit 150DH zu zahlen, nun ist es an ihm mir eine drohende Ohnmacht vorzuspielen.
Wir sollen doch diese wunderbare Qualität ansehen, alles ist handgemacht und perfekt verarbeitet, eine solche Qualität bekommt man nicht unter 450DH, aber er wäre bereit uns auf 400 entgegenzukommen. Wieder bitte ich ihn den Preis zu senken und biete ebenfalls auf arabisch 180DH an.
Kurz beeindruckt durch meine miserabel ausgesprochenen Zahlen freut er sich uns mitteilen zu können, das wir für lumpige 370DH Besitzer dieser wunderschönen Tasche werden können, sicherheitshalber erwähnt er nochmals, dass es sich um Handarbeit handelt (wahrscheinlich von flinken geschmeidigen Kinderhänden genäht). Wir beharren auf 180DH, was als sehr unfair eingestuft wird, da er uns ja schon so weit entgegengekommen ist, und seinerseits die Frage nach unserem letzten Preis auslöst.
220DH ist die Antwort, er ist nun bereit einen Besitzwechsel für 350DH in Betracht zu ziehen, wir stellen dem die 220DH entgegen.
Dieses Spiel geht noch eine Zeit, der Händler ist bei 250DH und Caro, die die Verhandlungen übernommen hat bleibt eisern. Er versucht es auch und beharrt auf seinem Preis, wir verabschieden uns höflich und geben die Tasche zurück (alter Trick beim Feilschen).
Wir haben noch nicht ganz den Laden verlassen als er uns zurück ruft, 250DH wären doch wirklich fair. Unsere Musterschülerin bleibt hart und flötet freundlich 220DH zu ihm herüber, nach der zweiten Verabschiedung und weiteren zehn Metern Entfernung sind plötzlich 220DH akzeptabel, auch wenn der arme Mann nach eigener Aussage nun nichts mehr verdient. Wir sind den Tränen nahe und bringen den Kauf zum Abschluss.
Zur Belohnung werden wir von ihm zum benachbarten und verschwägerten Parfümladen geschleust wo wir mal wieder eine ausführliche Beratung zu Safran, Arganöl, Moschus, Ambra und Co erhalten. Eigentlich braucht Caro ja Safran, aber man ist nicht bereit uns eine Mindermenge von 1 Gramm zu verkaufen. Bei einem Preis von 50DH pro Gramm ist Caro aber genau so wenig bereit mehr abzunehmen und so gehen wir mit leeren Händen wieder von dannen.
Das obige Spiel wiederholt sich noch dreimal und folgende Dinge wechseln ihren Besitzer bzw. werden für den nächsten Tag maßgefertigt:
1 Handtasche – Startpreis 350DH und Verkaufspreis 150DH (inkl. Kompliment das wir wie die Berber handeln)
1 weitere Handtasche – Startpreis 480 DH und Verkaufspreis 150DH
1 Lederhose Maßanfertigung – Startpreis 2800DH und Verkaufspreis 1150DH (sehr schwierige Verhandlung, da ich mich mit den grossen arabischen Zahlen etwas schwer tue – tausend heisst übrigens Alf!)
Die Hose soll bis zum nächsten Tag fertig sein und wir prägen uns den Weg zum Händler genau ein als wir wieder zurück zum grossen Platz marschieren. Ich hole noch Geld am Automaten (Eine Hose war nicht im Budget vorgesehen) und dann verschwinden wir zum Mittagessen in unser Stammrestaurant vom letzten Aufenthalt.
Zwei Tajinen und ein Couscous später gehen wir im Riad zum gemütlichen Teil über und erwarten dort entspannt die Ankunft von Isi (wird auch Zeit!).
Gegen 20:00 Uhr hat sie es dann auch geschafft. Wir schlendern zum Jaama El Fna und kommen wieder an dem kleinen Restaurant vorbei dessen Werber uns mit seinen fröhlichen Sprüchen gestern schon überzeugen wollte bei ihnen einzukehren. Er flirtet mit Caroline und ringt uns das Versprechen ab morgen bei ihm zu essen. Auf dem Jaama El Fna ist es heute sehr voll, wir testen eine weitere Grillstation und stellen überrascht fest, dass dort die Tajine nicht im Tontopf serviert wird sondern auf einem normalen Teller.
Nach dem Essen geben wir uns noch ein wenig dem bunten Treiben auf dem Platz hin. Auf unserem Rückweg erhöhen sich die Angebote für Caro vor besagtem Restaurant auf zwei Ferrari. Ein weiterer Ladenbesitzer der Caro gestern schon hinterher rief, dass er sie in seinen Träumen gesehen hat fleht sie heute an ihre Haare umzufärben, weil diese Farbe ihn völlig verrückt machen würde.
Zurück im Riad kümmern wir uns noch um unsere Weineinkäufe aus dem Supermarkt (in Form von Vernichtung) und fallen dann erschöpft ins Bett.
Lange Tage und angenehme Nächte
Sascha