Samstag 6. September 2014
Einleitend sei der Umstand erwähnt, dass diesmal Isi, die ältere Tochter der besten Ehefrau der Welt, uns begleitet, ebenso wie ihre Schwester Caro.
Reisen sollen ja immer auch die Abenteuerlust des Reisenden befriedigen. Jetzt bin ich aber bekanntermassen jemand dem es völlig ausreicht wenn diese Abenteuer auf der eigentlichen Reise beginnen und nicht schon vor dem Aufbruch.
Dementsprechend gemässigt ist also auch meine Freude über Isis Ankündigung, dass sie erst am Abflfugtag aus Italien bei uns eintreffen wird (spontane weibliche just in time Logistik).
Um so grösser ist die Erleichterung als uns dann die ihr Nachricht erreicht, dass sie doch schon am Vorabend kommen mag (überdachte weibliche Logistik).
Trotz Stau und angedrohtem Lokführerstreik können wir sie kurz nach Mitternacht in Essen am Bahnhof abholen. Ihre Schwester ist schon am Abend vorher eingetroffen und wir essen entspannt noch ein Stück Pizza in der Nacht und sprechen über die aufregenden Dinge, die uns in Marrakesch bevorstehen werden.
Ich biete beiden an ihre Reisepässe zu scannen, da ich mir einbilde, dass es bei einem Verlust von Vorteil ist eine Kopie vom Original zu haben (altersbedingtes Sicherheitsdenken).
Als ich das Wort Reisepass erwähne, ziehen sich kurz die Augen von Isi zusammen. Ich frage entsetzt nach ob sie ihn zuhause vergessen hat. Nein, da bräuchte ich mir keine Sorgen machen, sie kann ihren Reisepass gar nicht zuhause vergessen erklärt sie uns, da sie über keinen Reisepass verfügt sondern nur stolze Besitzerin eines gültigen Personalausweises ist.
Ich habe leichte Schnappatmung und stammele vor mich hin, dass sie aber zwingend einen Reisepass für die Einreise in Marokko benötigt.
Es herrscht vorübergehend fassungslose Stille am Tisch. Leise beginne ich ein “das glaube ich jetzt nicht”-Mantra aufzusagen. Für einige Minuten weiss keiner was er sagen soll. Ich brauche einen Whiskey.
Irgendwann ist die Lähmung von uns gewichen und hektische Recherchen im Netz beginnen wie man vielleicht doch noch einen Ausweg aus diesem Dilemma findet.
Und so sind wir mitten drin in diesem Abenteuer auf das ich doch so gerne verzichte – VOR einer Reise.
Die bestmögliche Lösung für unser Problem sieht so aus, dass wir den Flug von Isi verfallen lassen und ihr für Dienstag einen neuen Flug von Frankfurt Hahn buchen. Sie hat nun also knapp zwei Tage Zeit sich einen vorläufigen Reisepass in Karlsruhe ausstellen zu lassen.
Am Ende finde ich es mehr als lustig, dass ich mir anfangs Sorgen um ein verspätetes Eintreffen machte. Die Frau hat ja noch nicht mal einen Reisepass!
Wir verbringen eine fast schlaflose Nacht in der wir versuchen das Geschehene zu verarbeiten.
Lange Tage und angenehme Nächte
Sascha