Nach dem Frühstück geht es mit dem Taxi nach Sousse, der viertgrößten Stadt Tunesiens mit ca. 180.000 Einwohnern. Wir betreten durch ein Seitentor die Medina und sind unmittelbar gefangen in einem Wirrwarr aus Winkeln und Gassen.
Touristenfallen reihen sich an Lebensmittelgeschäfte, Gewürzhändler und Lederwarenverkäufer. Die Gassen sind eng und vorwiegend mit Einheimischen bevölkert. Die Aufforderung an uns doch die wunderbaren Artikel zu betrachten halten sich in Grenzen.
Wir lassen uns treiben und landen in einer Markthalle. Obsthändler preisen lautstark ihre Waren an, Fleisch hängt an Haken, Fische liegen auf Tischen, alles ohne Kühlung, alles kein Problem.
Nach einem kurzen Aufstieg nähern wir uns dem ehemaligen Gefängnis. Vor dem Tor weist uns ein netter alter einheimischer Mann darauf hin, dass die Anlage wegen Bauarbeiten gesperrt ist und wir durch eine kleine Seitengasse zurück gehen sollen. Wir folgen seinem Rat, nach wenigen Metern taucht er neben uns auf und bietet uns in leidlichem Deutsch Mandarinen an. Wir nehmen sie dankend an und er plaudert noch ein wenig mit uns.
Ich will ihn für seine Freundlichkeit mit einem Dinar entlohnen, er sieht in meine Geldbörse und fragt wo wir denn dieses Geld bekommen hätten, wir sagen ihm, dass es das Wechselgeld von unserem Gewürzeinkauf kurz vorher wäre. Er erklärt uns das wir da keine Dinar sondern lediglich einen zehnten Teil davon erhalten hätten. Man müsse da sehr aufpassen. Er fängt an die anderen falschen Dinarstücke aus der Geldbörse zu angeln und zu betrachten, ich bemerke wie ein Teil davon unmerklich von der einen in die andere Hand verschwindet. Schließlich meint er zwei von den falschen Geldstücken würden völlig reichen und steckt sie ein. Ich amüsiere mich über soviel Geschick und lasse ihn gewähren, wenn man so nett beschissen wird, wie kann man da böse sein?
Er verschwindet genau so schnell wie er aufgetaucht ist und ich gestehe Carmen, dass wir gerade zwei Apfelsinen zum Preis von vermutlich zwanzig gekauft haben, insgesamt beläuft sich unser „Schaden“ auf gut 3 Euro, wir lachen und freuen uns endlich Opfer gemeiner krimineller Machenschaften im Morgenland geworden zu sein. Wir besichtigen noch eine Moschee und schlendern zurück zu unserem Ausgangspunkt, von wo aus uns ein Taxi, dessen Taximeter wesentlich schneller läuft als das im Taxi von der Hinfahrt, zurück zum Hotel bringt.
Keine fünf Euro für gut 20Km sind dennoch der angemessene Preis in Tunesien. Den Rest des Tages verbringen wir mit süssem Nichtstun und bereiten uns mental auf die anstehende Zweitagestour in das südliche Tunesien vor.