Es ist morgens um fünf als uns der Muezin aus dem Schlaf brüllt. Eine Suite auf dem Dach eines Riads ist was tolles, wenn nicht gerade eine Mosche nur 100 Meter weiter ihre Minarette dem Himmel entgegen streckt.
Wir frühstücken auf der Dachterrasse und stürzen uns dann in das Abenteuer Marrakesch. Über den Dschamaa El Fna, der am frühen Morgen noch sehr verlassen da liegt, und nicht viel von seinem Charme in den Abendstunden behalten hat, dringen wir in die Souks vor.
Ein fast unbeschreibliches Erlebnis. Es ist noch früh und die meisten Geschäfte sind noch geschlossen. Dennoch herrscht ein emsiges Treiben. Waren werden transportiert, auf Eselkarren, Mofas, Fahrrädern, Köpfen und Karren. Der Geruch ist einmalig. Eine Mischung aus Abgasen, Tierdung, Urin, Schweiß und jeder Menge orientalischen Gewürzen.
Die Gassen sind eng, was aber keinen Mofafahrer davon abhält sich durch sie hindurch zu schlängeln. Hektisches Ausweichen bei einem herannahenden Mofa wäre quasi Selbstmord. Man kann sicher sein, dass man dann von einem anderen Gefährt auf der Gegenseite erfasst und überrollt wird. Rechtslaufen bewahrt einen vor dem Schlimmsten.
Wir mäandern durch die Gassen in Richtung Norden. Dort liegen die Handwerksviertel. Wir sehen Werkstätten die jeder Beschreibung widerstehen. Schmiede die in einem Erdloch stehen und auf dem offenen Feuer ihr Eisen bearbeiten, Schweisser die Tore auf der Strasse zusammenschweißen, Schreiner und Drechsler die mit einfachsten Werkzeugen die erstaunlichsten Dinge produzieren.
Dann erreichen wir einen offenen Platz, dort ist ein riesiger Flohmarkt, wobei diese Beschreibung sehr schmeichelnd ist. Feilgeboten werden Dinge, die in unserem Land noch nicht mal mehr einen Wert als Schrott hätten. Wir sehen Berge von benutzen Schuhen, darunter keine zwei Gleichen, gebrauchte Bratpfannen, Eisenschrott, Elektronikschrott, abgetragene Kleidung, zerkratze CDs und vieles Mehr von dem wir uns fragen welchen Sinne es noch haben soll außer Müll zu sein.
Über das Viertel der Auto und Motorradwerkstätten wollen wir zurück und die berühmte Koranschule Ben Yussuf besuchen. Wir finden sie nicht und sind letztendlich froh wieder den Djamaa El Fna vor uns zu sehen.
Im Hotel gönnen wir uns einen gepflegten Mittagsschlaf.
Erfolglos versuchen wir danach an drei Geldautomaten unsere Barreserven aufzufüllen. Wir essen in einem kleinen Strassenlokal gefüllte Brote mit Fleisch. Dazu gibt es zwei Cola, alles kostet für uns beide keine sieben Euro.
Am Nachmittag ziehen wir noch einmal los, diesmal wandern wir durch die Souks der Leder- und Textilhändler. Wir werden bei weitem nicht so oft angesprochen wie z.B. In Ägypten oder Tunesien und meist reicht ein deutliches „La shoukran“ (Nein Danke) um die lästigen Schlepper und Shopbesitzer loszuwerden.
Sehr angenehm! In einem Shop mit Lampen kaufen wir unser erstes Stück auf dieser Reise.
Hier ist dann doch wieder alles wie Immer und überall im Orient. Der Verkäufer will 90 Euro, wir zahlen eine halbe Stunde später 38 Euro und beide Parteien sind hochzufrieden. Ob es was zu bedeuten hat, dass der Laden, als wir eine Stunde später dort wieder vorbeikommen, geschlossen ist? Wer weiß!
Wir finden nun auch die Koranschule, vor der aber eine lange Schlange von Touristen wartet, und kehren zum Hotel zurück.
Unser Abendessen nehmen wir auf dem Djamaa El Fna ein, Dutzende von Ständen werben um die Gunst der vorbeiziehenden. Jeder preist seine Speisen an so gut er kann, es gibt alles was man Grillen kann und wenn man mag und einen guten Magen hat auch eine Auswahl an Salaten dazu. Wir lassen uns sechs Spiesse mit Huhn grillen, dazu gibt es Brot. Alles zusammen kostet keine drei Euro, der köstliche Pfefferminztee danach ist gratis.
Hier werden wir auch in Zukunft abends essen.
Wir lassen den Abend im Riad ausklingen.
Lange Tage und angenehme Nächte!