Es waren spannende und sehr interessante vier Wochen auf dem 5. Kontinent. Ich habe sehr interessante Menschen kennengelernt, viele Städte und das Outback gesehen.
Doch wie lässt sich Australien jetzt beschreiben?
Es ist ein Land mit vielen Gegensätzen. Die Australier (Bevölkerung nach 1788) sind ein recht gelassenes und legeres Volk. Die Standard-Kleidung sind T-Shirt, Shorts und Flip-Flop (zumindest wenn es annähernd 20 Grad sind). Der Umgangston ist überall höflich, freundlich oder gar kumpelhaft. Betritt man ein lokales Geschäft (z.B. Bottle Shop) wird man umgehend begrüßt mit einem „Hi mate! – How are you today“ oder auch mit „Hi bro! How are you?“. Dies klingt irgendwie nie oberflächlich sondern ist ehrlich gemeint.
Die Standardantwort auf alle Fragen des Befindens ist im Gegensatz zu Deutschland (Ruhrgebiet – Et muss) „No worries!“. No worries ist ein Synonym für Australien. Es wird immer wieder verwendet, als Antwort auf einen Dank oder eben auch als Antwort auf die Frage nach dem Befinden. Und ein Stück weit leben die Australier es auch. Sorgen machen wir uns morgen – heute wird erstmal gelebt.
Und das steckt wirklich an. Man geht ein stückweit entspannter durch den Tag. Kommunikation fällt den Australiern sehr leicht. Man kann wirklich immer und überall mit jemanden ins Gespräch kommen. Nur bei zwei Themen gerät dies sehr schnell ins Stocken. Aborigines und Strafkolonie. Einerseits leidet man darunter keine (lange) Geschichte zu haben, andererseits ist man kaum bereit sich mit der Geschichte der Ureinwohner auseinanderzusetzen.
Die eigentlichen Australier – also die Aborigines leben in einer Parallelgesellschaft – zumindest die, die ich in den Städten beobachten durfte. Oftmals alkoholisiert, um ihr Schicksal besser zu ertragen. Zumeist werden sie von der weissen Bevölkerung ignoriert und wie Luft behandelt.
Es gab in der Vergangenheit einige Ansätze eine Integration voranzutreiben. Viele davon sind aber einfach aberwitzig gewesen (wie z.B. die Zwangsadoption von Aborigines Kindern. Diese wurden ihren Eltern entrissen und in weisse Familien gegeben!). Es gibt verschiedene Sozialprojekte, vergleichbar mit unserer Tafel oder Sozialstationen. Aber mit eigentlicher Integration hat das nicht viel zu tun. Richtige Schritte sind da eher beispielsweise den Uluru (der nun seinen Aboriginal Namen wieder hat und nicht mehr Ayers Rock heisst) zurück in die Hände der Aborigines zu geben und diese an der Verwaltung zu beteiligen.
Ein weiteres Beispiel dafür wie man mit der Urbevölkerung umgeht ist z.B. die Art Gallery in Sydney. Es gibt dort nicht nur Picasso und Freunde zu sehen, nein, auch die Kunst der Aborigines wird dort ausgestellt. Klingt ja erstmal sehr toll und lobenswert. Aber wo findet man die Ausstellung?
Im untersten Stockwerk in der hintersten Ecke!
Auf völliges Unverständnis für die europäische Flüchtlingspolitik (insbesondere Deutschland) trifft man fast überall in Australien. Der Australier (dessen Bevölkerungsanteil ein Viertel der deutschen Bevölkerung ausmacht bei einer Landfläche in der man fast ganz Europa verstecken kann) steht Zuwanderung in jeglicher Form sehr ablehnend gegenüber. Man bleibt gerne unter sich.
Dennoch ist es ein besonderer Zauber der auf diesem Land liegt. Lebensfreude (die sich nicht unbedingt in Arbeitswut ausdrückt), Gelassenheit und „Easy Going“ machen das Land sehr liebenswert. Und während ich hier sitze und an die Menschen denke die mir in Deutschland in den letzten Tagen auf den Straßen, im Supermarkt oder sonst wo begegnet sind wandern die Gedanken zurück in dieses unglaublich große und faszinierende Land. Und etwas Sehnsucht mischt sich in den Entschluss zurückzukehren. Diesmal mit der besten Ehefrau der Welt, denn alles was mir dort gefehlt hat war sie.
Lange Tage und angenehme Nächte! – Ach ja – und natürlich „No worries!!“