Trip to Australia – Darwin (Coconut Grove) – Die Kommune

Darwin, 14.5.2016 – 25.5.2016

Am späten Freitag Nachmittag reise ich mit Bus, Bahn und wieder Bus, zum Flughafen um mich auf meinen Weg nach Darwin zu machen.
Am Flughafen treffe ich Phillip (geschätzte 70 Jahre alt), der mich vor der Gepäckaufgabe frei von der Leber weg anspricht. Er lebt und arbeitet seit über 20 Jahren in Darwin und wird mich die nächsten drei Stunden bis zum Abflug ununterbrochen unterhalten und mir dabei nicht mehr von der Seite weichen.

Nachdem er mich ausführlich über seine Familie informiert hat, (Onkel 100 Jahre alt, die Schwester 93 – liegt aber im Sterben, der Vater mit 96 gestorben und aus England stammend usw.) bin ich nicht wirklich böse darüber, dass er nicht auch noch im Flugzeug neben mir sitzt. Das hält allerdings auch nur bis zur Ankunft in Darwin vor. Wir teilen uns letztendlich das Taxi das mich zu meiner neuen Unterkunft bringt. Elf Tage Coconut Grove, Darwin in einer Kommune liegen vor mir.

Der Taxifahrer braucht drei Anläufe um mit seinem Suchscheinwerfer den Einschlupf zum zurückliegenden Haus mit der Nummer 33 in der Orchad Road zu finden. Es ist jetzt 02.00 Uhr in der Früh und ich rufe wie verabredet Suzy, die Betreiberin der Kommune an. Niemand hebt ab. Ich wage es also und betrete durch ein Eisentor das Grundstück. Es herrscht noch ein relativ reges Treiben. Ich stelle mich vor und sage, dass ich der neue Gast bin. Das freut die drei Bewohner, die sich gerade im offenen Küchenbereich aufhalten, mein Ansprechpartner für Unterkunftsfragen wäre aber der Oli.

Und da kommt er auch schon, einen Sarong um die Hüften gewickelt, einen Piratenhut mit gekreuzten Schwertern auf dem Kopf und einen Plastiksäbel an der Hüfte schüttelt er mir die Hand. Er weist mich zu einer Kammer, in der drei Betten und ein Schrank stehen und erklärt mir, dass dies mein neues Zuhause ist. In einem Bett liegt eine junge Frau der es offensichtlich nicht gut geht. Das andere Bett ist benutzt aber leer, ich darf in der Mitte liegen. Ich räume meinen Rucksack weg und geselle mich zu den Anderen im Garten. Die lauten Stimmen weisen mir den Weg.

Eine zünftige Party ist im Gange. Man heisst mich herzlich willkommen, zumindest filtere ich das aus dem nicht mehr ganz klar artikulierten Englisch heraus. Auch andere Substanzen kreisen in der lustigen Runde, manch glückseliger Blick spricht Bände.

Ich habe ruck zuck ein Bier vor mir stehen und lausche Unterhaltungen, die nicht wirklich Sinn ergeben. Ok, doch eine, in der es darum geht, dass Tiffy von einem Mann angeschrieben wird auf Facebook mit dem sie 1989 einen One-Night-Stand hatte.  Als ich mich müde zurückziehen will wird das sehr bedauert, aber man lässt mich ziehen. Erschöpft sinke ich in die etwas sandigen Laken.


Sonntag 15.5.2016

Als ich aufwache ist das eine Bett immer noch leer, der junge Mann (Alex) ist wohl für die Nacht zu einer jungen Frau (Ayla) umgezogen, sein Gepäck liegt aber noch auf dem Bett verstreut. Die Frauenleiche (Netta) neben mir schläft auch noch ihren Rausch aus und ich stehe mal gemütlich auf. Ich stelle mich nach und nach denjenigen vor, die gestern schon frühzeitig schlapp gemacht haben. Zwei vom Harten Kern sind auch schon auf, einer davon Olli, der heute Aussieht als hätte er eine große Seeschlacht verloren und wäre zur Strafe noch dreimal kielgeholt worden.

Wirklich gesprächig ist heute keiner, was mich nicht im Geringsten wundert. Küche und Tische im Garten sehen aus als wäre hier eine Aussenstelle des Oktoberfests eingerichtet worden. Und dann erscheint Suzy. Sie begrüßt mich kurz, hält einen Smalltalk mit mir und dann bricht das Gewitter über die Kommune herein. Sie hasst nichts mehr als Trinkgelage und Drogen. Die wortkarge Morgengemeinschaft zieht den Kopf ein und verfällt in demütiges Schweigen.

Kurze Zeit später erzählt Suzy ihre erste Geschichte, von einem dunkelhäutigen Mann den sie auf den Seychellen kennengelernt hat. Der wäre sehr gut aussehend gewesen, allerdings dumm und arrogant. Sein größter Vorzug sei aber sein riesiger Penis gewesen mit dem er in der Lage war riesige Mengen von Sperma zu ejakulieren. Sie hat da noch Fotos von, verkündet sie ungerührt. Will aber niemand sehen.

Ich entziehe mich den nachfolgenden Diskussionen und mache mich auf die nähere Umgebung (falls es sowas in Australien gibt) zu erkunden. Nach drei Kilometern erreiche ich Woolworth, die verkaufen hier keine billigen Klamotten sondern sind ein gut ausgestatteter Supermarkt. Ich kaufe mir ein Brötchen, eine Peperoni- Wurst und eine Glasflasche Wasser damit ich was zum Auffüllen habe.

Wieder zurück im Dschungel Camp stellt sich ein weiteres Pärchen vor. Er ein typisch kleiner Italiener und sie eine australische Matrone. Er sucht in Darwin einen neuen Job und sie begleitet ihn für vier Tage. Die beiden nehmen mich später nochmal mit zum Supermarkt. Das erspart mir das Laufen, da sie einen Mietwagen haben.

Ich döse bis zum Abend in der jetzt doch etwas schwülen Wärme vor mich hin. Suzy lädt mich ein sie auf ihrer Hunderunde am Strand zu begleiten. Ich steige also zu ihr in den Pickup und es geht los zur Strandpromenade. Ich erfahre geschichtliche Fakten über Darwin, einen Querschnitt über die Probleme mit den Aborigines, wie z.B. dass man ihnen (Holz)Häuser zur Verfügung gestellt hat, sie aber damit nichts anfangen konnten und deswegen das getan haben was sie schon imm taten wenn sie Holz vorfanden. Sie haben sie zerhackt und verfeuert.

Am Meer angelangt frage ich nach meinen Freunden, den Krokodilen. Ja die gebe es hier, sagt sie, die fressen hin und wieder mal Touristen. Erst vor zwei Jahren wurde eine Amerikanerin weggeschnappt, erzählt sie mir und weist dabei auf die Bucht unter uns, genau dort ist es passiert. Da sollte man nicht unbedingt schwimmen gehen werde ich belehrt. Wir laufen dreihundert Meter weiter die Promenade entlang als sie beschließt den Abgang zum Strand zu nehmen.

Wir setzen uns am Strand unter dem Sternenhimmel auf einen Stein und sie erzählt von Jayapura und Neu Guinea. Moment mal, schiesst es mir durch den Kopf, sitzen wir nicht genau hier an der Stelle über die sie noch vor fünf Minuten eine Horrorgeschichte erzählt hat?
Mein rechtes Auge guckt auf die Landkarte auf ihrem Smartphone, das linke scannt unaufhörlich den Strand ab. Liegt da nicht etwas? Doch eindeutig. Ich hoffe inständig auf einen Felsen. Während Suzy von ihren Abenteuern in Indonesien und dem Himalaya berichtet bin ich nur beschränkt aufnahmefähig. Ich interessiere mich mehr für den Strand.

Wir sitzen eine endlos lange viertel Stunde auf einem Felsen, Rexy (ihr Hund) tobt durch den Sand und ich hoffe, dass ein potentielles Krokodil auf Vorspeisen (insbesondere kleine weiße Hunde) steht.
Während wir am Strand entlang zurück gehen(warum zur Hölle gehen wir nicht direkt wieder hoch zur Promenade?), höre ich noch die schöne Geschichte von einer Touristin die Schnappi beim Baden erwischt hat. Das brave Kroko hat die tote Beute dann an den Strand gebracht um sie da erstmal zwei Tage verwesen zu lassen, dann bekommt man sie nämlich besser runter, lautet die fachkundige Erklärung von Suzy. Die unglückselige Frau wurde daraufhin entdeckt. Man kam mit einem Boot um sie abzuholen und zu bestatten. Jetzt roch die Verblichene aber doch sehr streng und deswegen entschied man sich sie hinten auf dem Boot zu transportieren. Da hatte man aber die Rechnung ohne Schnappi gemacht. Das Salzwasserkrokodil war sehr unzufrieden damit, dass seine Beute abtransportiert werden sollte. Es schwamm dem Boot nach, biss in den hinteren Einstieg zum Wasser und verschwand auf nimmer Wiedersehen mit seinem Abendbrot im Meer.

Auf dem Rückweg und der Rückfahrt erfahre ich einiges über Suzys Weltanschauung. Wie viele ältere Leute wünscht sie sich die guten alten Zeiten zurück, dabei leben wir doch jetzt in den guten Zeiten, die wir uns in zwanzig Jahren zurück wünschen!

Mein erster Tag in der Kommune endet und ich schlafe gar nicht so schlecht mit zwei Fremden in einem Raum.


Montag 16.5.2016

Heute Morgen gehe ich den Weg nochmal zu Fuß ab den wir gestern teilweise mit dem Auto bestritten haben. Die Bucht mit den hungrigen Krokodilen sieht friedlich aus, und die vermeintlichen Fressfeinde stellen sich tatsächlich als Felsen dar. Auf dem Rückweg werden noch Einkäufe im Supermarkt erledigt und ich stelle mich auf einen relaxten Tag im Pool und auf dem Sofa ein.

Doch weit gefehlt! Oli erklärt mir, dass ich in der Kommune Aufgaben übernehmen soll. Und ehe ich mich versehe bin ich für den Eimer mit Hausmüll zuständig und habe kurz darauf einen Schwamm (den ich in einer Vorahnung im Supermarkt gekauft habe) in der Hand und beteilige mich mit zwei Mitbewohnern an der intensiven Reinigung von vier großen Kühlschränken. (Davon stand irgendwie gar nichts bei Airbnb! 🙁 )

Nach getaner Arbeit verfolge ich dann aber wieder mein ursprüngliches Ziel und mache nichts, abgesehen von einem Anruf in der Heimst. Es tut gut die Stimme der besten Ehefrau der Welt wieder zu hören, im Hintergrund die Enkeltochter und ihre Mutter. Etwas wehmütig beende ich das Telefonat und kühle mich im Pool ab. Dabei denke ich mir, dass es eine schönere (und ebenfalls dringende) Aufgabe wäre für die Poolreinigung zuständig zu sein. Na ja, das Leben ist eben kein Wunschkonzert.

Deb (58) ist heute eingezogen. Sie unterhält mich und andere erstmal lautstark. Deb lebt auf Bali und ist für kurze Zeit hier um sich unter Anderem beim Arzt durchchecken zu lassen.

Zum späten Nachmittag hin grille ich mir meine Lammkoteletts, die ich am Tag zuvor gekauft habe. Sie sind ausgezeichnet. Diese Zitronengewürzmischung, die ich bei Woolworth entdeckt habe, schmeckt göttlich.

Am Abend schallt Suzys Ruf durch den Garten. Sie ruft nach mir. Ich fühle mich augenblicklich schuldig irgendetwas verkehrt gemacht zu haben. Mit schuldbewusster Mine treffe ich im Obergeschoss ein, dort wo die Bienenkönigin residiert. Sie lädt mich zu einer Hühnersuppe ein, die sie gekocht hat und ich darf nicht gehen bevor ich meine zweite Schüssel brav ausgelöffelt habe.

Später steht dann plötzlich die Polizei vor der Tür. Giuseppe ist mit dem Motorrad verunglück und frontal mit einem Auto zusammengestoßen. Zum Glück hat er nur ein gebrochenes Bein mit rausstehendem Knochen. Er wird die nächsten zwei Wochen im Krankenhaus verbringen.


Dienstag 17.5.2016

Mein Morgenausflug führt mich heute nach Darwin City, gut sieben Kilometer vom Dschungel in Coconut Grove entfernt. Ich nehme den Bus, für günstige 3 AUD darf man drei Stunden fahren wohin man will. Darwin City ist keine Großstadt. Alles sehr übersichtlich und sehr gepflegt. Ich besuche die Waterfront mit einem Strand an dem man gefahrlos schwimmen kann. Netze halten Quallen und anderes Getier ab, aber laut Schild wird dafür keine Garantie übernommen. Die Einkaufsmeile darf natürlich auch nicht fehlen und da die Hitze heute groß ist fahre ich mit dem Bus zurück zur Kommune.

Natürlich leere ich den Mülleimer, ein guter Deutscher erfüllt seine Aufgaben immer perfekt. So sagt es jedenfalls Suzy. Gib einem Italiener oder Spanier eine Aufgabe und es wird halb zufriedenstellend erledigt, gib einem Engländer eine Aufgabe und es ist anschließend schlimmer als vorher. So ihr Statement zu den Nationen und da will man ja nicht dran rütteln!

Für den Abend steht ein Family Dinner auf dem Whiteboard. Dort werden aktuelle Events im Dschungel so wie die momentane Aufgabenverteilung angeschrieben.

Drei Kommunen Mitglieder (sind das dann eigentlich Kommunisten??) kochen für alle. Und die wissen was sie tun, es gibt gefüllte Champignons, eine israelische Köstlichkeit aus Kichererbsenpaste, Rosmarinkartoffeln aus dem Backofen, gebratene Würste, Salat, grüne Bohnen in Tomatensauce, und andere Köstlichkeiten.

Das Mahl ist noch nicht ganz verspeist und schon treibt Suzy zum Abwasch. Ehe ich piep sagen kann stehe ich schon an der Spüle und tue meinen Dienst.


Mittwoch 18.5.2016

Zurück in Darwin kaufe ich eine Tasche, die sich auch prima verwenden lässt um sein Zeug im Kühlschrank zusammen zu halten. Aber auch um mir später bei der Zugfahrt etwas mehr Gepäck zu ermöglichen. Noch ein kurzer Abstecher im Supermarkt und dann kann das Kommunenleben wieder beginnen.

Antonio hat bei Suzy um eine Aufgabe gebeten um seine Haushaltskasse aufzubessern. Das soll ihm jedoch bald leid tun. Ihm wird die Ehre zuteil die Stützpfeiler und T-Träger der Veranda zu streichen. Mo soll ihm helfen. Und die beiden legen los – wie die Derwische fangen sie an die Pfeiler abzuschmirgeln, teilweise bis auf das blanke Metall. Suzy kommt irgendwann runter und bekommt Schnappatmung. Eine Schimpftriade geht auf die beiden nieder. Sie sollten doch verdammt nochmal die Pfosten nur reinigen und dann streichen.

Das ganze eskaliert über bestimmt fünf Minuten und zum Abend hin will Antonio nur noch ausziehen.

Ich grille mir zwei schöne Steaks und ein paar Frikadellen, die ich im Supermarkt erstanden habe. Die Reste spende ich der Kommune, die dankbar annimmt. Suzy lädt mich ein mit ihr im Freibad in Nightcliff (da wo wir zuvor am Strand gesessen haben) schwimmen zu gehen. Ich lehne dankend ab und wähle den Pool.

Es ist schon etwas absurd, da gibt es hier wunderbare Strände mit lupenreinem Wasser und die Leute gehen zum Schwimmen in ein Schwimmbad direkt am Strand. Aber was will man machen, wenn im Meer Gefahren lauern wie Seewespe (tödliche Qualle), Hai oder das hübsche grüne Kroko?

Beim nächtlichen Zusammensitzen nehme ich Dinge zu mir, die dazu führen, dass ich zügig auf mein Zimmer muss und schmerzfrei schlafe bis zum nächsten Morgen. Was immer wir da gekifft haben, es führte dazu, dass der Zaun um den Pool flüssig wurde und sich bewegte. Ich brauche gefühlt Stunden um mich soweit zusammen zu reißen das ich aufstehen kann. Endlich im Bett wird das Zimmer zu einem Strudel. Ich schaffe es irgendwann das KArussel anzuhalten und schlafe ein.


Donnerstag – Mittwoch 19.5.2016 – 25.5.2016

Antonio ist noch da und vollendet sein Werk. Ich dagegen laufe wieder nach Nightcliff um noch ein paar Aufnahmen mit der guten Kamera zu machen.

Erschöpft kehre ich zurück und bringe meine Einkäufe aus dem Supermarkt in meiner speziellen Tasche in Sicherheit (das Bier gehört MIR!!). Irgendwann gesellt sich Suzy zu mir und erklärt mir warum australische Männer in den Sexurlaub fahren.

„Warum würdest du in deinem Alter nach West-Timor gehen um dort mit einem sechzehnjährigen Mädchen Sex zu haben“

„Ich habe keine Idee!“

„Es gibt zwei Gründe, nämlich zum einen du wirst dazu getrieben. Deine Frau trennt sich von dir, bringt dich vor Gericht, lässt sich scheiden, nimmt dir dein Haus und du musst monatlich für sie bezahlen. Der andere Grund ist, dass dich jemand dazu überredet. Ein Freund sagt dir, du sieht aber schlecht aus, so unglücklich. Du solltest dir mal was schönes gönnen. Gehe nach West-Timor zu Teddys Bar, ein älterer Weisser, der dort die Mädchen besorgt, und frag ihn nach einem guten Mädchen.“

Hier gleitet die Geschichte nahtlos von der Theorie in die Realität. Dieses Interview hat Suzy nämlich wirklich mit diesem Mann geführt, der dann auch nach West-Timor gefahren ist und in die Bar geht.

„Tina, Tina komm rüber ruft Teddy. Hier ist sie, sieht sich nicht toll aus fragt er den Mann? Sie spricht kein Englisch. Dann gehen beide auf ein kleines Boot und fahren zu einer kleinen Insel. Sie ist nackt und läuft über die Insel, er ist 55 und sie 16. Sie hat keine Orangenhaut, keine Speckfalten und sie halten Händchen. Nach der Rückkehr schwärmt der Mann davon wie toll es alles war, das Mädchen hätte vom Cover des Playboys sein können usw.. Ich frage ob er Kondome benutzt hat. Oh – nein, sie ist so ein nettes Mädchen, quasi Jungfrau ist die Antwort. Ich will sie nach Australien holen und ihr eine Chance geben eine gute Ausbildung zu machen.

Der Mann hat zwei Söhne, der Jüngste ist 24. Die werden nicht gerade begeistert sein wenn ihr Vater eine sechzehnjährige anschleppt mit der er auch noch Sex hat.

Er geht kurz darauf in die Bar zu dem Mann von dem er den Tipp mit West-Timor bekommen hat und wir freudig empfangen mit der Frage ob er denn viel Spaß dort hatte. Was natürlich bejaht wird. Auf die Frage welches Mädchen er denn bekommen hat antwortet er mit Tina. Ahhh Tina –  die ist gut im Blasen, antwortet der Barbesitzer – und die Blase vom unschuldigen Mädchen platzt.“

Das Beispiel für den Sexurlaub durch Überreden endet hier und wird ohne Punkt und Komma mit einem Reisebericht aus dem Rotlichtmillieu in Thailand fortgeführt.

„Einmal bin ich in den Sexurlaub gefahren mit meinem schwulen Freund, er ist Maler. Sein Lebensgefährte, der als junger Mann um die Welt gereist war, starb an Aids. Nun fragte er mich ob ich nicht kommen kann um ihm zu helfen damit fertig zu werden. Ich bin also nach Thailand geflogen und habe ihn gefragt was sein Problem ist. Er jammerte über den Verlust von seinem Lebenspartner Billy. Wir fuhren zur Ablenkung nach Bangkok und besuchten „Boys Town“. Ein Amüsierviertel für vorwiegend alte schwule Männer die dort mit jungen Männern Sex haben. Normalerweise sind dort keine Frauen. Ich hatte ein Kleid mit einem Reißverschluss an, zudem auch noch eine fantastische Figur. Junge schlanke Männer tanzten dort, nur bekleidet mit knappen Shorts. Es gab dort auch eine Show in der sie sich gegenseitig nackt unter der Dusche wuschen. Die jungen Tänzer kamen zu mir und waren begeistert einmal eine Frau zu sehen. Sie konnten es kaum glauben und öffneten den Reißverschluss von meinem Kleid um sich zu überzeugen. Dann baten sie mich doch einen von ihn mit nach Hause zu nehmen, da sie das Geld bräuchten. Es koste nur 3-4 Dollar pro Nacht. Auf meine Frage nach ihrem Alter antworteten alle, dass sie 22 Jahre alt sind. Ich lehnte ab und erklärte, dass ich einen alten Mann mit grauen Haaren bräuchte. Ich war zu der Zeit ca. 50 und machte ihnen klar, dass ich Kinder habe die älter wären als sie. Sie legten mir dann nahe zu gehen, vielleicht wären ja woanders ältere Männer. Um mich aber doch noch zu überzeugen legten sie ihre Glieder auf mein Knie und baten nochmals darum mitgenommen zu werden.

Danach sind wir nach Phuket geflogen, und Billy sagte mir, wenn du da hinkommst wirst du sehen, dass jeder dort mit deem „Ugly-Stick“ berührt wurde. Das heisst nichts anderes als das man nirgendwo sonst so hässliche Leute sieht. Ich konnte es nicht glauben, aber er versicherte mir, dass es so wäre. Als wir mit dem Bus durch Phuket fuhren verstand ich was er meinte. Junge hübsche Mädchen, oftmals nicht älter als 14 wurden von alten, dicken und zudem noch hässlichen Männern begleitet. Egal wo die Männer weltweit herkamen, sie wurden alle mit dem „Ugly-Stick“ berührt.“

Wir plaudern noch ein wenig über die Stundenlöhne für Handwerker in Australien und alles ist gut.

Keine zehn Minuten später schlägt die Stimmung wieder komplett um. Suzy bekommt einen Tobsuchtsanfall, der darin endet, dass sie die Leitung der Kommune an Tiffy abtritt und in naher Zukunft verreisen will. Dieser Ort hier ist geradezu prädestiniert für psychologische Studien! Hier geht es um Neid, Macht, Missverständnisse und um die typischen Probleme des Zusammenlebens mehrerer Menschen – Verantwortung und Rücksichtnahme. Dies alles ist für mich sehr spannend zu beobachten.

Ich will nicht sagen, dass ich es geniesse aber es ist schon sehr spannend beide Seiten der Medaille zu betrachten. Suzy erzählt mir später ihre Sicht der Dinge und auch die anderen erklären ihren Standpunkt. Ich werde den Teufel tun und mich einmischen. Auf Dauer leben könnte ich hier sicher nicht, aber für den Augenblick ist es sehr inspirierend, auch wenn ich mir ein wenig mehr Ruhe wünsche. Jedenfalls eine gute Gelegenheit etwas für das Leben zu lernen.

Nebenbei erfahre ich an diesem Abend noch, dass Suzy unter anderem auch mit einem Aborigine verheiratet war – als Drittfrau. Als dieser im Sterben lag hatte Suzy einen Traum, sie Träumte, dass er zu ihr sprach und sie beide am Meer waren. Sie ist zu ihm gefahren um ihn in seinen letzten Stunden zu begleiten. Als sie eintraf fragte er sie: „Hast du meinen Traum erhalten?“. So als hätte er eine SMS geschrieben. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Und auch Suzy muss bei der Erzählung schlucken. Diese Welt ist manchmal magischer als wir und vorstellen können.

Die nächsten Tage verbringe ich damit die Umgebung zu erkunden und zu faulenzen. Den Umfang an Gesellschaft und Unterhaltung kann man hier sehr gut selbst bestimmen. Wenn man aufsteht und geht ist niemand böse, wenn man kommt und sich dazu setzt genauso wenig. Abends wird Musik über einen Bluetooth Lautsprecher wiedergegeben und alle sind sehr relaxt. Dies liegt manchmal auch an den Rauchwaren, hier gerne als Bob Marley bezeichnet. An manchen Abenden sitzt Mohammed im Garten, er spielt die Bambusflöte. Das ist dann wie ein magischer Moment. Unglaublich was der kann.

Es ist jetzt Samstag Abend und die letzten vollen drei Tage brechen morgen an. Am Montag ist Karaoke-Abend und Sonntag soll Generalprobe sein. Auf dem Programm steht Bohemian Rhapsody von Queen. Na das kann ja was werden – Mama Mia. Suzy hat uns heute verlassen, sie wurde von einem Freund abgeholt der eine Rinderfarm im Buschland (Outback) betreibt. Der gute Mann ist 82 Jahre alt und hat viel erlebt. Einige Geschichten über ihn höre ich von Suzy, eine endet blutig und tödlich für einen Afrikaner der ihn angegriffen hat. Es sind vier Stunden fahrt bis zu seiner Farm und er kommt um sie abzuholen. Ein Mann wie aus Stein gemeisselt, 82 Jahre, kein Gramm fett und gut in Form, der mit einem Revolver unter seinem Kopfkissen schläft.

Später komme ich dann noch unerwartet zu der zweifelhaften Ehre ein Auto fahren zu dürfen das ein Lenkrad auf der rechten Seite hat und das man tunlichst auf der linken Fahrspur bewegen sollte. Olli und Lala wollen noch zum Festival gebracht werden. Keine Ahnung warum ich zustimme, wahrscheinlich um zu verhindern, dass sie selber fahren. Beide waren heute Abend schon sehr intim mit Bob Marley und dem Alkohol. Es funktioniert viel besser als ich erwartet habe, trotz der widrigen Bedingungen wie völlige Dunkelheit und einer Windschutzscheibe die so verkratzt und verdreckt ist, dass es sicherer wäre ohne zu fahren.

Ich bringe das Auto alleine heil zurück und bin dann auch fertig mit diesem Samstag.

Die restlichen Tage gestalte ich beschaulich. Der Abschied wird mir schwerer fallen als ich jemals vermutet hätte.

Am Mittwoch geht die Reise weiter. Mit dem Ghan (Zug) 3000 km zurück in den Süden nach Adelaide.

Ich hatte hier viel lange Tage und viele angenehme Nächte.

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