6.5.2016
Es ist 07:30 Uhr am Morgen als ich an der Gold Coast in Australien aus dem Flieger krabble. Knapp sieben Stunden Flug von Singapur, plus die Abreise am Tag zuvor aus Bali, hängen mir in den Knochen. Die sogenannte Business Class von ScootAir, die man bestenfalls mit der Economy Plus Klasse der großen Fluggesellschaften vergleichen kann, hat mir das Schlafen während des Nachtflugs auch nicht erleichtern können.
Die Einreise in den fünften Kontinent darf man getrost als „interessant“ beschreiben. Die Einreisekarte, die an Board verteilt wird, beinhaltet kuriose Fragen:
Tuberkulose – nein, habe ich nicht. Vorbestraft- auch nicht. Medizin, Waffen, Drogen – hmmm Medizin habe ich, Waffen, na ja, vielleicht zählt das Multitool ja als Waffe?! Ich kreuze also an, dass ich etwas anzumelden habe. Mehr als 50 Zigaretten habe ich auch.
Lebensmittel und Schuhe an denen noch Erde haftet habe ich nicht, ebenso noch einige andere Dinge die abgefragt werden (Südamerika war zum Glück länger als 6 Tage her!).
Die Passkontrolle ist schnell erledigt, auf der Einreisekarte werden ein paar Kringel und Zahlen notiert und ich darf zur Gepäckausgabe. Spät aber dennoch kommt mein Rucksack, nun geht es weiter zur langen Schlange an der Gepäckkontrolle.
Offensichtlich sind die Australier sehr skeptisch was das Ausfüllen der Einreisekarte angeht. Vorab wirft schon ein Beamter einen Blick auf die Karte und schwups werde ich an der ganzen Schlange vorbei zu einem separaten Schalter gebracht. Ein nette Beamtin fragt mich was ich denn für Medikamente hätte, ob die für meinen Eigengebrauch wären und ob sie ausschliesslich für meinen dreißigtägigen Aufenthalt bestimmt sind. Ich bejahe. Dann fragt sie wie viele Zigartten ich denn dabei hätte. Ich deklariere 80 Zigaretten. Sie winkt ab und freut sich, dass ich so ehrlich mein Kreuz platziert habe und reiht mich am Anfang der Schlange wieder ein – Prima!
Dort wartet schon eine weitere freundliche Grenzhüterin, mit einem wirklich süßen Beagle der sich freudig an die Arbeit macht nach illegal eingeführte Lebensmitteln, Pflanzen und Tieren zu schnüffeln. Bei vielen Asiaten landet jetzt ein großer Teil des Gepäcks im Müll (ok – ich gestehe eine gewisse Schadenfreude). Ich darf ohne Beanstandung durch den Grenzschützer auf vier Pfoten den Zollbereich verlassen.
In der Ankunftshalle kaufe ich eine Telstra Prepaid Simcard und bin ab sofort Besitzer einer australischen Mobilfunknummer (die Aktivierung war nicht ganz so einfach wie von der Verkäuferin versprochen!). Ich finde ein freies WLAN und lese zu meinem Entzücken, dass Dan mein Zimmer schon fertig hat. Ich rufe ihn kurz an um ihn zu fragen ob er mich abholen mag. Leider hat er einen Arzttermin mit seiner Tochter, rät mir aber dringend ein Taxi über die Uber-App zu bestellen weil dies viel günstiger wäre als ein kommerzielles Taxi.
Also bereite ich vor dem Flughafengebäude meine erste Uber-Buchung vor. Und während ich auf meinem iPhone rumfummele höre ich von zwei jungen Männern neben mir Klänge aus der Heimat. Sie unterhalten sich gerade darüber, dass man an der Gold Coast keine Deutschen trifft, die wären nur in den Metropolen anzutreffen. Ich kann es mir nicht verkneifen ihnen zu widersprechen. Den Zweien (beide aus Velbert) entgleisen kurz die Gesichtszüge und wir unterhalten uns kurz und nett bevor sie weiterziehen. Inzwischen habe ich die Uber-App dazu überreden können meinen Zielort anzunehmen und der kleine Bildschirm verkündet mir, das in drei Minuten jemand da ist und die Fahrt ca. 8 AUD (5,17€) kosten wird. Eine Minute später bekomme ich eine SMS mit dem Inhalt: „You’re looking for a gold commodore – 1 minute“.
Und tatsächlich steht eine Minute später Mike mit seinem goldfarbenen Commodore vor mir. Er lädt mein Gepäck ein und nach gut 3 km Fahrt halten wir vor dem Haus in dem Dan mich für die nächsten 4 Tage beherbergen wird. Ich verabschiede Mike, bezahlt wurde bereits automatisch über Paypal. Ich lieber Uber! Ich liebe aribnb.
Der Zugang zum Gebäude ist durch einen Zaun verwehrt. Im Zaun ist eine Tür mit einem Zahlenschloss. Ich gebe die Kombination ein (Nachricht von Dan am Morgen) und nichts passiert. Ich versuche es nochmals, nochmals und nochmals. Nichts, der Knauf lässt sich nicht drehen. Ich bin kurz davor Dan wieder anzurufen als ein letzter Versuch dann doch fruchtet. Die Schlüssel finde ich wie verabredet unter der Fußmatte vor seinem Apartment. Nach einem Rundgang durch die Wohnung und einem sehnsüchtigen Blick auf das Meer vom Balkon breche ich aber doch erstmal erschöpft auf dem Bett zusammen.
Später raffe ich mich dann auf und erkunde die Gegend. Tugun, wie der Vorort von Gold Coast heisst, ist mit einem fantastischen Strand gesegnet. Dieser ist an einem Freitag Mittag quasi menschenleer. Das ich meine Sonnenbrille im Zimmer vergessen habe rächt sich jetzt fürchterlich. Der weiße Sand blendet mich brutal.
Ein Supermarkt ist nicht weit und ich kaufe ein. Steak – 450gr (Kilopreise etwa die Hälfte von dem was wir in Deutschland bezahlen – genial!), Melone, Brot, Bohnen in Tomatensauce, Eier (natürlich von freilaufenden Hühnern), Salami, Spaghetti und 0,6 Liter passende Tomatensauce dazu. Der Preis – sensationelle 18,73€! Australien gefällt mir jetzt schon super.
Bohnen und Eier werden mein Abendessen. Dann treffe ich auch Dan, und ich muss gestehen, sein Queensland-Akzent macht mir anfänglich schwer zu schaffen. Ich gehe heute früh schlafen, das Wachbleiben fällt auch nicht gerade leichter wenn es um 17:30 Uhr schon dunkel ist. Mit sehr positiven Eindrücken vom Land und seinen freundlichen und relaxten Menschen falle ich in einen tiefen Schlaf.
7.5.2016
Den nächsten Tag verbringe ich mit ausgedehnten Spaziergängen, am Strand, die Straße lang und kreuz und quer. Vor dem Supermarkt spielt ein alter Mann Gitarre und singt dazu, am Strand sind für einen Samstag auch nicht viele Leute, und die sind sehr relaxt, gehen dem nach was man hier halt so macht. Surfen, rumliegen, Sport in allen Variationen (vornehmlich Joggen). Den einzigen Jetsky den ich hier sehe ist an Land und gehört den Rettungsschwimmern, mit Sportbooten verhält es sich genauso – herrlich (auf Bali war schwimmen im ohnehin nicht tollen Wasser nur unter Lebensgefahr möglich – wird man vom Jetski nicht überfahren erledigt es sofort ein Sportboot direkt dahinter!!)!
Ich brate mein Steak, erfahre Details aus Dans Leben (teure Scheidung – Lebenskünstler der sich mit Massagen, Uber-Driver und Airbnb durchschlägt usw.).
Wir haben interessante Gespräche und einige Gemeinsamkeiten. Er ist auch nur zwei Jahre älter als ich, wir sind auf einer Wellenlänge. Es ist alles perfekt – fast alles. Ich vermisse meine Reisebegleitung (die beste Ehefrau der Welt muss Montag wieder arbeiten und ist mittlerweile in Frankfurt gelandet 🙁 )
8.5.2016
Es ist Sonntag, und ich Esel habe erst am Abend zuvor rausgefunden, dass in Surfers Paradise ein dreitägiges Event stattfindet mit kostenloser Livemusik am Strand und in der Fußgängerzone. Ich suche mir die passende Busverbindung mit Umstieg in die G-Link-Tram raus und mache mich auf den Weg. Es sind gut 35 Kilometer Fahrstrecke bis zu diesem angesagten Hotspot an der Goldküste.
Surfers Paradise, das auch gerne als Miami des Südens bezeichnet wird und ein Vorort von Gold Coast ist, eignet sich witzigerweise kaum zum Surfen, da der Wellengang dort eher gering ist. Dafür is es ein angesagtes Backpacker Ziel mit vielen Bars und einem schönen Strand. Heute spielen zum Glück noch einige Bands und ich genieße besonders den Auftritt von Little Georgia.
Die Musik pass halt perfekt zum Set und der Stimmung. Nach meiner Rückkehr reicht die Zeit noch für einen weiteren Strandspaziergang. Ach ja, wer sagt denn das Australier nicht innovativ sind? Wo sonst gibt es denn einen Flip Flop Automaten??
Zum Abend koche ich meine Spaghetti und teile die viel zu große Portion mit Dan, der anschließend behauptet ich könnte besser kochen als seine Ex (war das jetzt ein Kompliment?).
Leider bleibt mir nichts anderes übrig als meine Erlebnisse per Facetime mit der arg fehlenden Frau und den Mädels in Karlsruhe zu teilen.
9.5.2016
Heute Morgen führ mich mein Weg zum Currumbin Wildlife Sanctuary, nur wenige Kilometer von meiner Unterkunft entfernt. Hier leben auf gut 40ha Land die verschiedensten Tiere aus dem Wild-Life in Australien. Der ermäßigte Eintritt (dank Studentenausweis) von 40 AUD klingt nicht gerade günstig, ist es aber wert.
Noch bevor man den kostenpflichtigen Teil des Parks betritt kann man (wenn man zur richtigen Zeit da ist, nämlich 08:00 Uhr am Morgen) der Fütterung der frei lebenden Loris (Papageien) beiwohnen. Wie aus dem Nichts versammeln sich die kleinen Kerle um ihren Milchbrei zu geniessen. Für einen kleinen Obulus darf man sie auch selbst füttern.
Nachdem der ausgesprochen freundliche Junge Mann an der Kasse meine ISC (International Student Card) ausgiebig betrachtet hat, fragt er wo ich herkomme, Hagen hätte er nämlich noch nie gehört (Ach?!). Ich erkläre ihm, dass es eine Uni in Deutschland ist und wir unterhalten uns noch Kurz. Während ich auf den Eingang zusteure ruft er mir noch hinterher: „Einen schönen Tag noch!“. Perplex drehe ich mich um, ob der deutschen Worte, und er strahlt wie ein Honigkuchenpferd!
Gleich hinter dem Eingang sitzen ein paar schöne Exemplare von Blinky Bill im Baum. Spontan beschließe ich zum Buddhismus überzutreten und als Reinkarnation eines Koalas in diesem Park auf der Welt wieder zu erscheinen. Was ein Leben! Den ganzen Tag faul im Baum hängen und nur mit dem besten Eukalyptus gefüttert zu werden.
Kängurus in allen möglichen Arten und Formen gibt es hier auf Tuchfühlung, die Salzwasserkrokodile trennt zum Glück ein Zaun. Es gibt noch viele andere Tierarten Australiens zu sehen und der Park ist wirklich sehr schön angelegt.
Auf dem Rückweg werde ich Zeuge eines etwas anderen Müttertreffens auf dem Spielplatz. Während die lieben Kleinen über den Spielplatz toben haben sich die Mütter die Boxhandschuhe und Pratzen übergestreift und dreschen aufeinander ein oder machen wie die Wilden Sit-ups.
Ich kaufe ich noch ein paar Lebensmittel ein und im Bottle Shop ein paar Bier (gibt es hier nur im Bottle Shop und nicht im Supermarkt), damit mein Sixpack auch weiter im Speckmantel versteckt bleibt.
Dieser magische Sandstrand zieht mich wieder in seinen Bann und ich gebe mich dem Gold Coast Groove voll und ganz hin. Ich plaudere noch ein wenig mit Dan über seine Airbnb Erfahrungen, brate meine Würste und lassen den Abend mit dem Tatort vom Vortag ausklingen. Es ist mein letzter Abend an der Goldküste, etwas wehmütig betrachte ich die Wettervorhersage für Melbourne (17 Grad und Regen), proste nochmal dem Meer zu und stelle meinen Wecker auf 05:45 Uhr.
Lange Tage und angenehme Nächte!